WoMo Tag 4/5 – von „wo sind wir eigentlich“ nach „doch nicht in Villacroce“

WoMo Tag 4/5 – von „wo sind wir eigentlich“ nach „doch nicht in Villacroce“

Bis wir gestern den richtigen Standplatz gefunden hatten, war die die Stimmung im Auto schon ein wenig angespannt! Der Rallypilot im WoMo war ehrlich erschöpft von einer schier nie enden wollenden Abfolge von Kurven. Die Straßen wurden gefühlt immer enger und die potenziellen Plätze, das WoMo für die Nacht wenig und suboptimal. Aber wir wussten ja nicht, ob was Besseres nachkommen würde. Und umdrehen mit dem Ding geht nur gut am Supermarktparkplatz…

Ich: Stop! Eine Parkbucht!

Er: Da steh ich raus und da is schirch. Wir fahren noch genau 10 Minuten, und wenn wir dann nichts gefunden haben, kommen wir hierher zurück!

Ich: Mpf.

Ich (5 Kurven weiter): Hier! Ein Parkbucht! Sogar mit eigener Quelle!

Er: Da haben wir keine Aussicht. Aber gut, ich probiers.

Mann schiebt sich verkehrt in die – zugegeben – suboptimale Bucht. Wir steigen aus, die Neigung ist deutlich spürbar. Das Wasser plätschert in ein Quellbecken. Wäre nett, wenns hier nicht aussehen würde wie auf einer Müllhalde.

Er: Wir fahren noch 2 Minuten den Berg rauf. Finden wir nichts Besseres, drehe ich um (sic!) und wir kommen hierher zurück…

Ich: Umdrehen? Hier? Mpf?

Wir fahren den Berg doch. Da Umdrehen hier ohnedies keine Option darstellt, fahren wir eben weiter. Plötzlich macht der Wald auf: Ober uns eine mächtige Festung. Darunter: ein Parkplatz! Ganz frei! Mit fantastischer Sicht auf die Berge! Wir parken uns so, dass wir die von der untergehenden Sonne in Szene gesetzte Gebirgskette vor der Nase haben.

Der Mann verwandelt sich vom Rallyepiloten zum Koch und zaubert ein fantastisches Steinpilzrisotto. Dazu ein Glas Blaufränkisch von meinem Lieblingswinzer, dem Moritz. Musik von Pippo Pollina. Ich muss vor lauter Dankbarkeit ein Tränchen (ok ein paar) verdrücken. Hach! La vita è bella così com´ è.

Tag 5 – die BeBaZ (beste Beifahrerin aller Zeiten)

Wir werden mit einem wunderschönen, sonnigen Morgen belohnt. Wir erklimmen die Festung und genießen eine geniale Aussicht – so muss Campen!

Nach Espresso und wilden Feigen frisch von Baum gepflückt legen wir uns wieder in die Kurven! Wir sind jetzt von der Emilia Romagna in die Toskana gekommen. Immer noch sehr bergig. Dabei ist das Meer nicht mehr weit entfernt.

Wir fahren und fahren und fahren. Wir schauen uns von oben La Spezia an. Fahren die sehenswertestes Sackgasse Südwesteuropas (Porto Venere) entlang. Seufz, schade dass Sonntag ist, alles ist überfüllt, unmöglich mit so einem Schiff wie unserem einen Parkplatz zu finden.

Der Militärhafen von La Spezia
Porto Venere im Vorbeifahren

Irgendwann sind wir wieder auf der Autobahn. Eine Anzeigetafel weist darauf hin, dass wir von der Autobahn abfahren sollen, weil ein Tunnel vor uns gesperrt sei. Erst eine Anzeige, dann die nächste. Ich nehme es ernst und teile es dem Mann mit. Der Mann aber glaubt dem Fahrer vor uns und fährt weiter. Gleich darauf stehen wir. Im Tunnel. Nichts geht mehr.

Ich sag jetzt nicht: Hab ichs doch gesagt. Ich sags nicht, ich sags nicht. Ich habs geschafft es nicht zu sagen! Aber angefressen war ich schon. Kurz zumindest. Mann muss halt auf die beste Beifahrerin aller Zeiten (beBaZ) hören!

Die Italiener*innen nehmens gelassen. Rauchen im Auto bei laufendem Motor. Rettungsgasse cos´e? Erst als ein Polizeiauto kommt, und die Leute auffordert eine zu bilden, klappts. Dann steigen sie aus, plaudern. Irgendwo spielt laut Musik. Bisschen Partystimmung kommt auf.

Nach einer Stunde geht’s endlich weiter. Draußen aus dem Tunnel, vorbei an den Brandresten des Unfallautos, kommen wir auch sogleich an der Restbrücke vorbei. An jener, die im August letzten Jahres einfach so eingestürzt ist und 43 Menschen tötete. Ich kann euch sagen, es macht einen nicht grad locker, in Genua auf einer Brücke im Stau zu stehen.  

Genua ist grässlich, also zumindest von der Autobahn aus gesehen. Schwerindustrie, abgefuckte Häuser, Slums, Müll überall. Allerdings habe ich gelesen, dass die Innenstadt zum Weltkulturerbe erklärt worden ist. Simma vorbei gefahren.

Irgendwann will auch der geübteste Fahrer nicht mehr. Ich suche uns einen sehr cosy Campingplatz raus. Gleich sind wir da. Beim 7. Kreisverkehr die erste raus. Dann nur noch über die Bahngleise. Aha, direkt am Strand? Äh, wo ist die Einfahrt? Da nicht. Da sind Menschen, die den letzten (?) schönen Sommertag genießen und ins Meer hüpfen. Da sind Sonnenanbeter*innen in der Abendsonne. Da sind Radfahrer, die erschöpft ihre Fahrräder in ihren Bus einräumen und die eh schon schmale Straße blockieren. Und wir mittendrin, auf der Suche nach einem nicht-existenten Campingplatz. Also die Adresse stimmt, aber der Campingplatz ist nicht da.

Wenn man denselben eingibt in Google Maps (also nicht die Adresse, sondern den Platz), sieht man, dass es bis dahin noch eineinhalb Stunden sind! Die bBaZ der Welt schämt sich in Grund und Boden und wird degradiert. (Ich kann zwar am nächsten Tag mein Image wiederherstellen, als ich den Mann vor der Einfahrt in ein 2m hohes Mauthäuschen bewahre, aber ein Kratzer bleibt…)

Wir landen rechtzeitig vor dem angekündigten Wetterumschwung mit Starkregen in Pietra Ligure statt in Vallecroce. Aber spätestens als der Mezzo di Vino Rosso und die Pizza am Tisch stehen ist alles wieder gut!

In der Nacht kommt der Regensturm. Das Auto wackelt nicht einmal. Alles ist dicht. Wir schlafen gut.

WoMo Tag 2: Bologna

WoMo Tag 2: Bologna

Piazza Maggiore

Juhu, es ist Festa de l´Unita und wir sind live dabei! Man muss sich das vorstellen wie das Volksstimmefest nur in Rumänien. Ok, das ist jetzt gemein den Rumän*innen gegenüber. Es ist ein riesiges politisch linkes Fest, mit Lesungen, Politdebatten, Musik, Fahrwerken und Unmengen zu essen. Auch eine Verkaufshalle mit Matratzen und Staubsaugern gibt´s (ok vielleicht täten die Rumän*innen keine Vorwerk kaufen, aber vielleicht ist ja auch das nur mehr ein Vorurteil). Jedenfalls haben wir noch nie ein so jämmerliches, abgeranztes, schlecht besuchtes Volksfest gesehen. Martin meinte, er müsse sich für alle und alles hier fremdschämen.

Jedenfalls findet diese Sagra (=Volksfest) genau hinter unserem Campingplatz in Bologna statt und wir kommen so auch in den Genuss viertklassiger italienischer Pop-oderso-musik.

Aber Bolognas Innenstadt ist wirklich sehenswert: ganz viele alte Gebäude, großartig verziert. Arkaden soweit das Auge reicht. Ein Lokal neben dem anderen. Und natürlich Unmengen an roten Dachziegeln, so sieht nur Italien von oben aus. (Super Blick von der Terrasse des Aussichtsturms der Basilica San Petronio. Man kann übrigens mit dem Bauaufzug hinauf fahren um nur € 2,-)

Die ursprüngliche Universität

Unbedingt nach gleich die alte Universität (Archiginnasio) mit dem Teatro Anatomico besichtigen (€ 3,-) Und unbedingt alles essen, was reingeht. Ich hab hier die beste Mortadella meines Lebens gegessen und auch ganz ausgezeichnete Tagliatelle al Ragù. (Auf keinen Fall Spaghetti Bolognese bestellen, damit outet man sich sofort als kulinarisches Nackerbatzerl und erntet im besten Fall abschätzende Blicke.) Die Tortellini wurden hier erfunden, der Parmaschinken kommt von hier ums Eck sowie der Parmesan. Und Salami können die Italiener sowieso!

Der Campingplatz Citta di Bologna ist eher mäßig. So 70er Jahre Flair. An der Rezeption sitzen übrigens die unkündbaren Beamten der öster. Post.

Da der Bus ins Stadtzentrum nur alle 2 Stunden fährt, haben wir die Räder ausgepackt und uns auf die Suche nach einem Fahrradweg gemacht.  Den gibt´s auch da und dort. Braucht man aber nicht. Man fährt wo man kann und will. Man darf halt nicht damit rechnen, dass die Autofahrer*innen Rücksicht nehmen, aber dafür wird man auch nicht beflegelt.

Von Jesolo nach Bologna

Die Fahrt von Jesolo nach Bologna hat ca. 2,5 h gedauert. Zuerst sind wir auf der Landstraße gefahren, dann haben wir wieder die Autobahn gesucht. Ich hab noch nie so viel Schwerverkehr erlebt, wie hier auf den Autobahnen. Die rechte Spur ist praktisch eine nicht enden wollende LKW-Schlange! Während im Veneto noch fast ausschließlich LKW aus Osteuropa unterwegs waren, sind es hier in der Emilia Romagna vor allem einheimische. Scheinbar alles wird mit dem LKW transportiert. Es ist furchtbar und furchterregend.

Wir sind lange der Etsch entlanggefahren, was mich verwundert hat. Es ist ein schöner, hier sehr breiter Fluss, der – ok ich gebs zu , ich hab nachgeschaut – bei Porto Fossone in die Adria mündet.

Flüsse und Kanäle gibt es hier sehr viele. Die meisten sehen allerdings (Vorurteil?) vergammelt aus. Hier ist alles was nicht Stadt ist, Landwirtschaft. Mais, Soja und Wein werden auf riesigen Flächen angebaut. Bewässerungskanäle begrenzen die Felder. Es sieht so aus, also ob die Landwirtschaft früher kleinteiliger gewesen wäre. Jetzt stehen unzählige Bauernhäuser verlassen und verfallen herum. Dafür gibt es einige wenige imposante Haziendas – hier Tenuta. Alle eingezäunt und umgeben von großen Mauern.

Ich geh jetzt schlafe und versuche den Sound von draußen auszublenden. Gestern war ich so müde, dass ich bereits um 21 h – da gehen die Italiener*innen grad mal cenare (Abendessen) – bereits das Licht ausgenacht hab und gleich in einen tiefen Schlaf gefallen bin. Ich hoffe, das gelingt mir heute auch. Trotz Festa de´l Unita. Buona Notte! (A propos, da fällt mir ein sehr nettes Lied von Francesco de Gregori ein: https://www.youtube.com/watch?v=LjRQRDfb2ak)

Hier geht´s zu Tag 3

WoMo Tag 3: Von Bologna nach … wo sind wir eigentlich?

WoMo Tag 3: Von Bologna nach … wo sind wir eigentlich?

Nachdem es der Semino Rossi für Arme zu gut gemeint hat, beschließen wir aus Bologna zu flüchten. Und – weil wir schon mal da sind –, was ganz Arges zu machen: Wir fahren nach Maranello ins Ferrari Museum. Nicht meine erste Wahl, aber der Göttergatte hat auch ein Recht auf seine Portion Testosteron. Also auf ins Reich der Reichen und der sinnlosen aber wirklich sehr schönen Umweltverschmutzung.

Ganz Maranello ist Ferrari. Was nicht direkt Fabriksgelände, Museum, Designcenter ist Ferrari-Verleih und – Achtung Verrat: auch Lamborghini! Alle 2 Minuten fetzt ein „Testdriver“, also ein angegrauter Mann im roten oder gelben ( ?) Auto um die Ecke, um den 500 PS-Motor ordentlich aufheulen zu lassen. Als wäre das hier was Besonderes …

Das Museum ist dann wirklich interessant: sabbernde Männer jeden Alters, die sich glänzenden Auges neben jedem ausgestellten Wagen fotografieren. Sie fachsimpeln in allen Sprachen, als hätten sie sie selbst gebaut oder zumindest selbst um die Eau Rouge (Kurve auf der Rennstrecke von Spa in Belgien) gesteuert. (Im Schlepptau schicksalergebene Gattinen, Freundinnen/Kolleginnen, die sich mit völlig unqualifizierten Kommentaren – Mein Gott sieht das unbequem aus! Wieso ist das Auto orange statt rot?  Nein, also der gefällt mir gar nicht! – das vorgetäuschte Interesse nicht glaubhaft zu machen imstande sind.

Ich hätte auch ohne ganz gut leben können, aber interessant war´s schon.

Fehler – schwerer Fehler!

Also wir wollten dann nicht mehr diese elende, LKW-verseuchte Autobahn nehmen. Wir haben dem Navi gesagt, wir wollen nach La Spezia, aber ohne Autobahn. Das Navi hat sich gedacht: Na wartet, euch werde ich´s zeigen! Und hat uns mitten durch den Appenin geführt. Teilweise auf Straßen, die so eng waren, dass wir beim um-die-Kurve-Fahren reversieren mussten! Remember: Wir sitzen nicht im Fiat Panda 4×4 sondern ein einem 7,5m langen, 130 PS schwachen Fiat Ducato!  Der braucht bei einer gröberen Steigung schon die Erste! Wir sind über den Radieschen-Pass gefahren (der natürlich anders heißt, nämlich Passo Radici), hinauf bis nach San Pellegrino auf 1.550 m bis nur mehr 9 Grad! Eine halbe Stunde für 10 km …

Was das allgemeine Wohlgefühl zusätzlich getrübt hat, war die Tatsache, dass beim Bergabfahren plötzlich ein Piepsen „Bremsflüssigkeit nicht ausreichend vorhanden“ angekündigt hat. Motorbremse mit 3 Tonnen wird echt laut sag ich euch!

Aber dafür haben wir großartige frische Steinpilze in San Pellegrino gekauft (200g um 3 Euro!). Diese verarbeiten wir jetzt zu Risotto. Wir sind im Nirvana gelandet, am Fuß einer riesigen Festung. Im Hintergrund spielt Pippo Pollina – mein Lieblingsitaliener. Und der Wein schmeckt umso besser, wenn man – zumindest gefühlt – eine Lebensgefahr überstanden hat!

San Pellegrino am Passo Radici in der untergehenden Sonne

PS: Treppenwitz der Geschichte: Hinter uns steht ein echt riesiger Kirchturm… Morgen raubt uns Don Camillo statt Semino Rossi den Schlaf!

Weitere Kapitel folgen demnächst. Stay tuned!

Costa Rica – der Geschichte 7. Teil

Costa Rica – der Geschichte 7. Teil

(der Feind der Fortsetzungsgeschichte ist der Frühling …)

ADRENALIN

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Auf unserem Weg zu unserer letzten Station, dem Flying Crocodile, machen wir eine Zwischenstation in der Nähe von Jaco. Auf einem Hügel, von dem aus man eine großartige Sicht auf den Pazifik hat, befindet sich eine Lodge, die vor allem von (Hobby-)Ornithologen besucht wird. (Hobby-)Ornithologen sind Menschen, die ganz früh aufstehen, sich mit Teleobjektiven bewaffnen, auf die jeder Scharfschütze neidig wäre (das Wortspiel mit „scharf “ konnte ich mir nur schwer verkneifen 😉 um dann stundenlang stumm in Bäume zu gaffen. Wehe wenn sie angesprochen! Das könnte ja den Vogel vertreiben.

Den hier zum Beispiel

Auf unserer Route lag auch die berühmt-berüchtigte Brücke über den Rio Tarcoles, von der aus man den durchschlagenden Erfolg der Wiederansiedelung der Krokodile in Costa Rica relativ hautnah beobachten kann. Vorn die Krokodile und hinter dir brettern die Autos mit 70 kmh vorbei. Der Gehsteig dauf dem du stehst ist ca. 50cm breit… Hoffentlich verreißt keiner, weil Springen ist echt keine Alternative!

Wem das noch nicht spektakulär genug ist, der fährt den Monteverde, also den Grünen Berg hinauf. Anders also bei uns ist der costaricanische Berg ein echter mit 1.500 Metern Höhe. Die Straße, die sich den Berg hinaufwindet, teils aus dem Berg gesprengt, ist dieses Namens nicht würdig. Es handelt sich um eine – unserenorts einspurige – Geröllpiste. Leitplanken sind was für Lulus, brauch ma nicht, auch nicht wenn´s ein paar hundert Meter senkrecht nach unten geht. Dem Chauffeur muss man/frau schon großes Vertrauen entgegegenbringen (Martin – King of the Offroad!) oder man richtet den Blick stur ins Speibsackerl…

Im Dorf Santa Elena angekommen, nach einenhalbstündiger automobiler Klettertour, machen einem die 20 Grad Temperaturunterschied zunächst nichts aus. Frau ist einfach nur dankbar! Der Nebelwald zeigt sich von seiner besten Seite: neblig. Wir haben das große Abenteuer gebucht: Ziplines (= Flying Fox) durch das Nebelwalddach (=Canopy)! Die erste, die man sieht ist auch die längste: 770 Meter lang, in Worten: siebenhundertsiebzig! Und ja es geht ein ordentlicher Wind! (aber die Stahlseile sind von Doppelmayer 😉

Da lachen wir noch…

da dann nimma!

Die Fotos sind alle von der Website des Veranstalters runtergeladen, weil wir unsere Handys nicht mitnehmen sollen und wir uns, im Gegensatz zu den anderen, dran halten. (Für die 28 US-Dollar, die man uns dann pro Foto (!) abknöpfen möchte, sind wir uns dann doch zu sierig.) Nichtsdestotrotz bekommt ihr einen guten Eindruck, wie spektakulär diese „Skytreks“ sind! Wenn du Vollgas in eine Nebelwolke reinfährst, hundertdreißig Meter über dem Boden, schreist du dir vor Freude, Adrenalin und Angst die Seele aus dem Leib! Aber es ist LEIDER SEHR GEIL!

 

 

Das ist im Übrigen die letzte Ankunftsrampe. Von der aus geht es entweder per Minizip zur Basisstation oder per freien Fall (Bungee Drop) 25 Meter nach unten. Nachdem sich als Erste für den Bungee Sprung eine mittelalterliche, recht gemütlich aussehende Amerikanerin (mehr Elisabeth Engstler als Angelina Jolie) meldet, steht unsere Ehre auf dem Spiel. Aber einfach so auf „1-2-3“ nach hinten ins Nichts zu springen ist jetzt gar nicht so easy. (Meine Strategie: Schon am Anfang des Dreiers wegspringen, nicht denken, nicht zögern!). War dann eh nicht so schlimm, weil einen das Seil recht rasch auffängt. Aber es tut dem (alterden) Ego gut: der Angelina-Score schnellt quasi um 10 Punkte hinauf 😉

Costa Rica – der Geschichte 6. Teil

Costa Rica – der Geschichte 6. Teil

Traumhafte Pazifikküste

Am Tag unserer Abreise von Leona bekamen wir noch ein ganz besonderes Überraschungsgeschenk: Wir durften beim Schlüpfen von Schildkröten dabei sein! Hier ist der Link zum Video wie sie schlüpfen.
Und hier zum 2. Video wie sie zum Wasser krabbeln.

Es war aufregend und herzzerreißend! Da haben es die 5cm kleinen Lederschildkröten es endlich aus dem Nest herausgeschafft, sich über Hügel und Gräben um einen großen Baumstamm herum endlich zum Wasser durchgekämpft, und dann kommt die Welle und spült sie wieder 10 Meter den Strand hinauf! Es war wirklich schwer, nicht einzugreifen! Aber letztlich haben es alle ins Wasser geschafft, selbst die schwächste, an die wir alle nicht geglaubt haben, fand den Weg in den Pazifik. Wirklich ein großartiges Erlebnis!

Solchermaßen „beflügelt“ machen wir uns auf den Weg zurück Richie (the car). Wir wissen ja schon, dass wir jetzt mal 3,5 km Fußmarsch und dann eineinhalb Stunden Rüttelfahrt vor uns haben. Aber verglichen mit der Anstrengung der Babyschildkröten, erscheint das nun in einem anderen Licht. In einem Flussbett machen wir eine kurze Pause und waschen uns Schweiß und Sand vom Leib. Neben uns wäscht eine Frau ihr Auto, während ihr Mann im kühlen Wasser entspannt …

Nordwärts geht es die Pazifikküste entlang. Bis nach Ojochal, dann führt uns das Navi ein wenig landeinwärts. Zunächst sind wir ein wenig enttäuscht, weil wir von der Küste wegfahren. Doch die Lage der Rio Tico Lodge direkt am Fluss ist so besonders, das wir schnell versöhnt sind. Hier bekomme ich von Cees (sprich Käs), dem holländischen (sic!) Inhaber der Lodge, den ersten guten Kaffee! Und eine Dusche im Katarakt des Rio Tico! Martin und Leon stürzen sich vom Felsvorsprung in den Fluss. Ich stehe da wie angewurzelt; sicher 2 Minuten. Der Geist wäre willig, bloß sind die Füße angenagelt. Aber die Selbstachtung siegt: Ich springe! (Wieder einer Angst überwunden!)

Baywatch lässt grüßen
Baywatch lässt grüßen

Am nächsten Tag machen wir einen Ausflug in das marine Schutzgebiet Marino Ballena. Ausgestattet mit schicken Schwimmwesten (Maja und ich zusätzlich mit einem Speibsackerl), Tonnen an Sonnencreme geht´s hinaus auf der Suche nach Delfinen. Bereits nach kurzer Zeit tauchen die ersten auf. Es sind kleine Delfine – Namen vergessen. Wale sehen wir nicht. Die Walsaison beginnt erst später. Dafür können wir schnorcheln. Es gibt zwar hier kaum Korallen, aber dennoch ist die Unterwasserwelt recht vielfältig. Sogar ein riesiger Papageienfisch knabbert an den Felsen.

Wieder an Board geht es weiter zu einer kleinen Insel, die von ganz vielen rotköpfigen Leguanen bewohnt ist. Die Tiere sind riesig. Sie teilen sich den kargen Felsen mit Fregattvögeln. Dann fahren wir die Küste entlang, sehen einsame Strände, die nur zu Fuß erreichbar sind, großartige Höhlen, herrliche Buchten! Und noch so manche Wasserschildkröte und einige Rochen.

Am späten Nachmittag sitzen wir auf der Terrasse unseres Zeltbungalows. Wie angekündigt kommen um 16.30h die Tucane zu Besuch. Hoch in den Bäumen fressen sie ca. eine halbe Stunde lang um dann wieder zu verschwinden. (Die Tucane hier sind übrigens viel kleiner als man glaubt!)

Costa Rica – der Geschichte 5. Teil

Costa Rica – der Geschichte 5. Teil

Ab in den Süden
Der Gipfel des Cerro del Muerte liegt auf über 3.500m. Wir kämpfen uns in die Höhe, die Landschaft ändert sich – wieder – dramatisch. Die Straße ist – no na – einspurig. Die Roadtrucks schrauben sich mit 25kmh den Berg hinauf. Runter fahren sie übrigens auch nicht schneller, dafür extrem laut wegen der Motorbremse. Man hat das Gefühl, dass es jeden Moment den Motor zerreißt. (Die unheimlich vielen LKW-Werkstätten hier befeuern diesen Verdacht…) Die Straße fällt ab in Richtung Pazifik. Die Erde verfärbt sich rot, immer mehr sieht die Umgebung aus wie in Australien. In einer Kurve müssen wir scharf bremsen, ein riesiger Leguan schmeißt sich todesmutig über die Straße, überlegt sich´s aber grad noch anders, bevor er, wie viele seiner Kollegen, zu Wildtier-Mus wird.

In San Isidor El General biegen wir ab in Richtung Dominical. Der erste Anblick der Pazifikküste ist überwältigend! (Und entschädigt für die enttäuschenden ersten Eindrücke der Karibikküste.) Lange fahren wir entlang der Küste. Die erste zweispurige Straße lädt zum Cruisen ein. Hier sind einige der schönsten Strände Costa Ricas aufgefädelt. Aber wir fahren weiter. Uns Ziel ist La Leona, eine Ecolodge auf der Halbinsel Osa. Das Navigationsgerät hält uns scheinbar zum Narren: Warum sollten wir für knapp 50 Kilometer noch 1,5 h brauchen? Kurz nach der letzten „Stadt“ Puerto Jimenez hegen wir einen ersten Verdacht: Wir biegen ein auf eine Schotterstraße. Sicher nur ein kurzes Stück… Nein, das scheint jetzt so zu bleiben. Links und rechts von uns große eingezäunte Gebiete, alle „privado – acceso prohibido. Wer sollte sich dahin verirren? Und was würde er dort mitnehmen? Wasserbüffel? Vielleicht ein paar Pferde. Oh. Eine Flussdurchquerung. Es soll nicht die letzte bleiben. Kurz gesagt wir fahren 1,5h lang mit ca. 25km/h eine megahoppelige „Straße“. Mal hängen die Blätter der Bäume so dicht über die Fahrspur, dass wir zweifeln, ob es sich immer noch um eine öffentliche Straße handelt.

Auf einem offenen Stück sehen wir einen Wagen am Straßenrand stehen. Eine Frau fotografiert irgendwas auf einem einzelnen Baum: Es sind die ersten Aras die wir sehen. Wir staunen darüber, wie groß die Tiere sind. Unsere Fahrt dauert an. Die Ankunftsfahne am Navi ist noch ein Stückchen weg, doch die Straße ist aus?! Die letzten „Häuser“ haben wir passiert. Wo soll es hier noch hingehen? Wir drehen um und sehen: La Leona Base Camp. Vollkommen zerrütte(l)t steigen wir aus unserem staubgrauen Richie (Remember: So heißt das Auto). Eine Frau kommt aus ihrer Hütte. Sie versucht, uns auf Spanisch irgendetwas mitzuteilen. Nur was? Ich bemühe mich sehr. Sie sich nicht. Sie spricht in ein Walkie Talkie und fuchtelt wird mit den Armen. Zu Hilfe kommt uns der Mann aus der Nachbarhütte. Thanks God er spricht Englisch und erklärt uns, was nun passieren wird: Wir sollen unser Gepäck hier auf die Veranda stellen, ein Pferdewagen wird es abholen. Wir müssen nun den Strand ca. 3,5 km entlanggehen. Dann werden wir zur Lodge „La Leona“ gelangen. Blöd, dass es schon recht spät ist. Ein kleine Überschlagsrechnung ergibt, dass wir sehr schnell gehen müssen, wollen wir nicht in die Dunkelheit kommen… Wie gut, dass ich im Reiseführer gelesen haben, dass der Jaguar gerne in der Dämmerung an den Strand kommt…

Wir stapfen los. Ins Nirwana. Weit und breit keine Menschen. Nur Strand und Urwald. Aber immerhin Fuß- und Reifenspuren! Langsam geht die Sonne unter. Wir können ihr Sinken genau beobachten, direkt vor uns. Warum haben wir bloß die Taschenlampen nicht aus den Taschen genommen? Und wo zur Hölle ist der Pferdekarren mit unserem Gepäck?! Panik steigt in mir auf. Ich beschleunige nochmal, versuche mein Survival-Wissen, das ich bei diversen DMAX-„Wie-überlebt-man-im-Dschungel“-Sendungen mitbekommen habe, abzurufen. Feuer. Das ist das wichtigste. Zum Schutz vor wilden Tieren! Wie Jaguaren z.B.

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Kurz bevor es dunkel ist schließt die moderne Ausgabe des Pferdewagens, ein Quad, zu uns auf. Keine Sorge! Ihr habt es gleich geschafft!

Erst jetzt nehme ich bewusst wahr, wie einzigartig der Ort ist an dem wir uns befinden. Links der Pazifik, rechts der Urwald und meilenweit nahezu keine Menschen. Irre!

La Leona entpuppt sich als wirklich besondere Location. Ein Schild in der „Lobby“ weist darauf hin, dass hier, im Corcovado-Nationalpark, 2,5% der weltweiten Biodiversität beheimatet sind. Crazy, oder? Auf einer Fläche von 490 km² (zum Vergleich: Wien hat eine Fläche von 414 km²) leben 2,5% aller Tiere und Pflanzen dieser Welt. Das macht einen schon demütig.

Die Lodge wird von Einheimischen betrieben. Sie ist so ökologisch wie möglich. Die Betten sind in Zelten aufgestellt, die nach allen Seiten hin „Fenster“ haben, aber mit Tüchern verhängt werden können. Das Bad ist dahinter, draußen. Der Duschkopf ist eine gelochte Kokosnuss. Strom gibt es nur im Haupthaus, also Bar, Küche, Essbereich. Abends werden Fackeln aufgestellt. Noch nie habe ich so einen sternenübersäten Himmel gesehen!

Zu Sylvester wird ein großes Feuer am Strand entzündet. Doch wir erleben den lokalen Jahreswechsel ohnedies nicht – immer noch Jetlag! Am nächsten Tag wünscht man sich „Happy New Year“, wenn man´s nicht wüsste, hätten wir hier, am Ende der Welt, nichts davon bemerkt! Wobei das Schlafen hier schon eine Herausforderung ist. Es ist immer noch ziemlich heiß. Die Brandung ist echt laut. Und des Morgens, des sehr frühen Morgens, zwitschern und kreischen dich die vielen Vögel aus dem Bett.

Am ersten Tag relaxen wir am Strand und in der Hängematte. Schwimmen kann man auch hier nicht wegen der Brandung, aber Wellenhüpfen macht uns allen Spaß. (Und reinigt alle, wirklich alle Körperöffnungen!) Und Starren. Einfach nur diese einzigartige Landschaft bestaunen!

Im Nationalpark Corcovado
Abends machen wir uns auf zu einem Nightwalk. Jeder bekommt Gummistiefel – igitt! Und eine Taschenlampe. Der Guide (ein in der Fachwelt sehr angesehener Biologe wie ich später ergoogle) ermahnt uns ernsthaft, auf unseren Weg zu achten und nicht auf Schlangen zu steigen. Schlangen haben wir keine gesehen aber Unmengen an Insekten darunter auch die bizarre Geißelspinne, den größten Frosch der Welt, eine Wolfsspinnen, Ameisen die in Symbiose mit einer Akazienart leben und rundherum keine Konkurrenzpflanzen groß werden lassen, Pfeilgiftfrösche, und sonstiges Getier. Und wir Undankbaren sind ein bisschen enttäuscht, dass wir keinen Ameisenbären gesehen haben. Zurück im Camp geben wir unsere Stiefel ab, als es im Unterholz raschelt. Und wer wackelt da direkt vor uns auf dem Weg mit seinem Rattenschwanz? Ein kleiner Ameisenbär! (Die großen sind in dieser Gegend leider schon ausgestorben.) Er lässt sich von uns überhaupt nicht stören und durchquert seelenruhig das Camp.

Am nächsten Tag geht auf zur großen Wanderung durch den Nationalpark. Wir sind mit wirklich viel Wasser ausgerüstet. Theoretisch kann man das Wasser aus den Flüssen auch trinken, aber wer weiß … Bis zu La Leona wusste ich noch nicht, was es heißt wirklich zu schwitzen. Wenn dir bei 34-37 Grad und einer Luftfeuchtigkeit knapp vorm Regen das Wasser das du dir in den Mund schüttest direkt bei den Poren wieder rausschießt, dann weißt du, was Schwitzen heißt.

Nasenbären sind unsere ständigen Begleiter bei der Tour. Sie leben in Symbiose mit irgendwelchen Vögeln: Die Vögel warnen vor Gefahren aus der Luft die Bären vor denen am Boden, genial!

Wir sehen einen weiteren Ameisenbären, eine Fledermausart, die Bananenstaudenblätter annagt, sie zusammenfaltet um sich so einen trockenen Schlafplatz zu bauen! Den Michael-Jackson-Vogel, der so heißt weil er, um das Weibchen zu beeindrucken, den Moonwalk macht, dazu noch jede Menge Affen, Ameisen, Schmetterlinge und noch vieles mehr, hier eine Liste ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Kleiner Ameisenbär, Nasenbären, Jesus-Christ-Basilisk, Klammraffen, Aras, Aracari, Pelikan, Faultier, Tiger-Reiher, Black Hawk, Krabben ohne Ende, Mantis (Gottesanbeterin), Tent-building-bats, Blattschneiderameisen, …

Hier lebten einst Goldgräber. Sie haben Plantagen angelegt und in einfachen Schächten nach Gold gegraben. Die letzten sind erst in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts fortgezogen. Zwei Gräber sind noch erhalten.

Nach über 5 Stunden Wanderung kommen wir wirklich erschöpft wieder zurück nach La Leona. (Kein Kind hat gemurrt, nicht über die Hitze, nicht über den Schweiß, nicht über den Fußmarsch!) Nach einem ausgiebigen Essen geht´s ab in den Pazifik. Das Schlafen klappt´s jetzt übrigens schon ganz gut 😉

Morgen heißt´s Abschied nehmen vom Paradies. (Und da kommen dann auch die Baby-Schildkröten – ganz speziell für Steffi 😉

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10 Dinge, die ich über spanische Essgewohnheiten lernte

10 Dinge, die ich über spanische Essgewohnheiten lernte

Spanisches Feingebäck

  1. SpanierInnen essen Unmengen zum Frühstück.
  2. Spanierinnen essen schon zum Frühstück im Fett herausgebackene Brandteigkringel (Churros).
  3. SpanierInnen essen zum Frühstück nur Brot, das vorher getoastet wurde.
  4. SpanierInnen essen untertags Unmengen an Feingebäck (zumindest zu Ostern?!)
  5. SpanierInnen essen frühestens um 22 Uhr zu Abend.
  6. Aperitivos sind kleine Vorspeisen, die zu Getränken gereicht werden. Mit jedem weiteren Getränk, kommt ein weiterer Aperitivo.
  7. (Bestell daher keine Vorspeise, wenn du nicht Hunger für 3 hast!)
  8. Gemüse wird überbewertet, es sei denn, es kommt gebacken, frittiert oder in einer Béchamelsauce daher.
  9. Der spanische Wein ist in der Regel nicht besonders gut. Daher vermischen sie den Rotwein entweder mit Limonade („Tinto de verano“) oder mit Fruchtsaft und Früchten („Sangria“).
  10. Trotz all des (teils sehr ungesunden) Essen sind die SpanierInnen nicht blader als unsereins.
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