Wie sich unsere Italien-Reise im Magazin Simply Golf liest: mit wunderbaren Fotos, einer Karte und jede Menge Tipps für WoMo-Anfänger*innen.
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Italien-WoMo-Tour – Fazit nach 4.000 Kilometern den Stiefel im Osten hinunter (und wieder rauf)
Wir fanden Italien super! ABER:
Die Italiener*innen…
Natürlich gibt´s „die“ Italiener*innen nicht. Dennoch möchte ich meine Beobachtungen ein bisserl verallgemeinern, denn umsonst schaut ein Land nicht so aus, wie es ausschaut. Und außerdem freue ich mich auf Widerspruch 😉
… sind Egoist*innen. Ihr nur gering ausgeprägtes soziales Verhalten manifestiert sich beim Autofahren (wobei sie sich nicht über die Egomanie der anderen aufregen!), beim Parken (Hauptsache ich stehe nahe, egal wen ich behindere), beim Pflegen des Allgemeingutes (die Straßen sind teilweise löchrige Müllhalden, der Strand ist nur dort gepflegt, wo er privat, also gewinnbringend betrieben wird …), bei der Gestaltung ihrer Gebäude – alles was nicht historisch ist, ist wirklich schirch.
… sind keine Dienstleister*innen. Freundliche, offene, herzliche KellnerInnen, RezeptionistInnen etc. sind die Ausnahme (hier seien unbedingt die Kellnerin und der Kellner in Bologna erwähnt!) – bei einem eklatanten Nord-Süd-Gefälle. Da sag noch einer einmal die Ösis wären unfreundlich! Vielleicht sind sie ja auch nur grummelig und beim näheren Kennenlernen eh nette Menschen. Aber als Touri hat man halt auch wenig Chancen und Zeit, sich zum weichen Kern hinter der harten Schale vorzuarbeiten. Dabei hab ich mich extra bemüht und mein Italienisch aufpoliert, damit ich ihnen sprachlich entgegenkommen kann. A propos:
… nehmen keine Rücksicht auf Sprachdefizite. Einmal einen grammatikalisch korrekten Begrüßungssatz geäußert, gehen sie davon aus, dass du weißt, worauf du dich einlässt und labern dich gnadenlos zu. Maschinengewehr nix dagegen würde der Brenner sagen. Kein noch so mitleiderregendes G´schau verlangsamt ihre Zunge. Da musst du durch, schaun wo´st bleibst.
Ostitalien
Die Ostküste Italiens müsste man „abhüpfen“ oder sich von Ort zu Ort beamen. Während die Innenstädt(ch)e(n) nahezu alle sehr sehenswert sind, sind die Wege dazwischen entbehrlich. Vor allem der Abschnitt von Rimini südwärts kann nicht viel.
Positiv überrascht waren wir von Chioggia. Ganz entzückend, sehr authentisch, wenig touristifiziert (außer natürlich die Strände).
Wirklich spannend wird Ostitalien am Sporn. Der Naturpark Gargano bietet wirklich einzigartige Landschaften und sensationelle (Sand-)Strände. Es gibt zahlreiche Buchten, mit mehr oder weniger Infrastruktur, die sich perfekt für einen WoMo-Urlaub eignen, da es dort kaum Hotels gibt.
Sehr gut gefallen haben uns auch (in Order of Appearance) :
- Ostuni
- Lecce
- Otranto
- Santa Maria de Léuca
Und beim Rauffahren:
- Gallipoli unten am Stiefelabsatz
- Nardo
- Martina Franca
- Massafra
- Matera
- Alberobello
- Locorotondo
Der Horon
Das ist jetzt nix Unanständiges, so hieß unser Ford WoMo mit dem Alkoven. Es war sehr groß (7,40 m lang und 3,20m hoch) und sehr breit. Das große Auto erwies sich auf der langen Reise (4 Wochen) eher als Vor- als als Nachteil. Man hält sich nicht immer draußen auf (schon gar nicht in Kärnten, wo es abends 10 und morgens 5 Grad hatte) und da ist ein geräumiges Innenleben von Vorteil.
Den Alkoven hätten wir nicht gebraucht (außer als Ablagefläche, ist aber nicht leicht zugänglich).
Der grüne Blitz (=Moped) war super: Mit ihm haben wir die Gegend erkundet, Einkäufe erledigt, Altstädte & Restaurants besucht. Das wäre mit Fahrrädern und meiner Konstitution nicht möglich gewesen. Schon gar nicht im Gargano!
Der Horon hat durchschnittlich nicht ganz 12 Liter Diesel gebraucht (+ 2 Kanister adblue). Wir sind an die 4.000 Kilometer gefahren.
Nützliches & Fehlendes
Nützlich (zusätzlich zur Basisausstattung)
- Bademantel
- Camping-Toaster (nur bedingt. Das Brot wird zwar gut aber es dauert ewig!)
- Silikonhalterungen (diese Silikonblättchen haben sich als überaus nützlich erwiesen: als Befestigung für die Obstschüssel und den Salzstreuer, als Handyhalterung senkrecht am Handschuhfach, als Brillenhalterung). Kosten nahezu nix, können viel!
- Yogamatte (Im Gegensatz zu unserer Provence-Tour, habe ich meine Matte recht häufig ausgerollt. Man darf halt nicht immer das perfekte Plätzchen suchen, sondern das nehmen, was man hat inkl. gaffender Campingkollegen und Gelsen)
- Gelsenstecker
Gefehlt - hat heuer wieder der Föhn. In Ermangelung eines Reiseföhns mussten die Haare wieder lufttrocknen, was bei sommerlichen Temperaturen eh kein Problem ist. Bei gebirgigen 10 Grad aber schon.
- Weinkühler
- nach einigen Schlaglöchern haben wieder die Weingläser gefehlt …
- Akkusauger
Italien – wir: Beziehungsstatus
Bei aller Kritik ist Italien ein tolles Land, das wir sicher noch oft bereisen werden! Allein des Essens wegen. Auf unserer „Bucket-List“ stehen Umbrien, Piemont, Kampanien, die darauf warten, entdeckt, gekostet und kritisiert zu werden 🙂
Torneremo!
PS: Als kleine Draufgabe fürs lange Lesen noch ein Italiener-Witz:
Im Himmel öffnet der Engländer die Tür, der Franzose kocht, der Italiener sorgt für Unterhaltung und der Deutsche organisiert alles.
In der Hölle öffnet der Franzose die Tür, der Engländer kocht, der Deutsche sorgt für Unterhaltung und der Italiener organisiert alles.
Golfen statt Sonnen
Am Tag darauf fuhren wir – mit einem Übernachtungsstopp auf einem schrecklichen Campingplatz nahe Fano (wobei Fano ein wirklich hübsches Städtchen ist) – nach Cervia (in der Nähe von Ravenna). Dort spielten wir eine Runde Golf – eine meiner besten dieses Jahr! (Bei jedem Golfplatz nutzen wir übrigens die Sanitäranlagen, weil die meistens schöner sind als am Campingplatz und vor allem besser ausgestattet. Normalerweise gibt es Shampoo, Seife, Badetücher und Föhn, manchmal sogar Bodylotion und Haarspray.) Allerdings nicht diese hier. Aufgrund von Corona sind alle Amenities gestrichen. Es gibt Badetücher auf Nachfrage. Sonst nix.
Von Cervia düsten wir nach Modena, wo wir ebenfalls eine Runde Golf spielten. Ein wahnsinnig schöner Platz inmitten einer Park-artigen Anlage mit ganz vielen alten Bäumen und – wie auch in Cervia – sehr viel Wasser.
In Modena war die Stimmung schon ein wenig bedrückend. Alle hatten immer Masken auf! Wir mussten uns registrieren, der Manager hat uns den Schlüssel zur Garderobe überreicht, indem er mit einem Kuli in den Schlüsselring gefahren ist, nur damit er ihn nicht berühren muss! Überall Desinfektionssprays, sogar in der Dusche!
Ähnliches dann auch in Bologna. Im Geschäft wurde Fieber gemessen! Ohne Handdesinfektion kein Eintritt. Man merkte, dass der Norden viel empfindlicher ist als der Süden – die waren von der ersten Welle ja auch viel stärker betroffen.
Kalorienrausch in Bologna
In Bologna aßen wir – no na – ausgezeichnete Ravioli al Ragù (ich kaufte dort direkt im Lokal 1kg dieser kulinarischer Preziosen!) und eine fantastische Mascarpone-Creme, von der ich am liebsten eine zweite Portion gegessen hätte! (Da reicht dann allerdings 1 Runde Golf zu Fuß nicht mehr aus, obwohl ich dabei an die 900 Kcal verbrauche!) Wir haben gefühlt 10 kg Salami und 10 kg Käse gekauft und einige WoMo-PS dafür geopfert.
Bologna ist im Gegensatz zu letztem Jahr nahezu leer. Am Morgen auf der Piazza Maggiore einen Sitzplatz in der erste Reihe eines Cafés zu bekommen, war pures Glück. Heuer konnten wir es uns aussuchen! Abends wirken die kleinen Gassen in der innersten Innenstadt schon belebt dank der vielen StudentInnen, die hier leben. Die meisten Touris waren Inländer*innen. Wir aus Österreich waren schon „exotisch“.
Last Days
Unser Rückweg führte uns weiter nach Jesolo, wo wir am Parkplatz des sehr schönen Golfplatzes übernachten durften. (War ein bissl entrisch, da die Feriensiedlung, innerhalb derer sich der Golfplatz befindet, komplett entvölkert war. Wir waren weit und breit die einizigen Menschen! Natürlich eingezäunt und videoüberwacht, aber trotzdem hatten wir ein mulmiges Gefühl.)
Das Spiel am Morgen war ambivalent: herrlichstes Wetter, super schöner Platz, fair, toll gepflegt, aber wir leider so grottig gespielt, dass die Freude an unserem letzten richtigen Urlaubstag getrübt wurde.
Da man sich ja langsam „runteressen“ muss, kehrten wir am Weg zurück sicherheitshalber noch in Egg am Faakersee beim Tschebull ein. In dem urigen aber gehobenen Wirtshaus gibt´s das weltbeste Backhendl wie wir seit letztem Sommer wissen. Heuer lernten wir, dass der Tschebull auch die weltbeste Ente mit den weltbesten Knödeln zubereitet. (Das weltbeste Rotkraut, mache ich selbst ;-))
Sorgen mit der Entsorgung
Auf unserer letzten Etappe in Richtung Heimatadresse stellten wir zu unserer großen Verwunderung fest, dass es auf Österreichs Autobahnraststationen kein Camperservice gibt. Während man in Italien an jeder größeren Autobahnrastation Schwarz- und Grauwasser entsorgen und Frischwasser auffüllen kann, gibt´s das in Österreich nicht mal auf ASFINAG-Rastplätzen. Da fragt man sich schon, was die ganzen Camper*innen und LKW-Fahrer*innen (das könnte ich mir in diesem speziellen Fall wohl sparen…) mit ihrem Abwasser machen…
Zuhause. Und jetzt?
Auch wenn unsere Reise sich gar nicht nach 4 Wochen anfühlt, ist es doch gut, wieder daheim zu sein. Wir genießen den Platz! Das eigene, saubere WC & Bad! Unser Bett!
Und mein Bauch freut sich vor allem auf gesündere, glutenfreie Nahrung…
Die eine oder andere Reflexion über unsere italienische Reise möchte ich noch schreiben. Also bleibt dran!
Faule WoMo Tage in Vieste
Nach dem Sightseeing-„Stress“ in Matera sehnten wir uns nach noch ein bisschen Wärme und Strand-Faulenzen. Also sind wir zurück nach Vieste. Die Anreise nach Gargano ist sehr spektakulär und nichts für ungeübte Beifahrer*innen. Und schon gar nichts für ungeübte Fahrer*innen: eine schmale, extrem kurvige Straße schraubt sich die Bergflanke hoch, runter wieder hoch… Rechts der Abgrund… Dafür wird man immer wieder mit sensationellen Aussichten belohnt!
In Vieste haben wir uns einen kleinen, Campingplatz mit guten Rezensionen (vor allem was die sanitären Einrichtungen betrifft) entschieden. Am Lungomare reiht sich ohnedies ein Campingplatz an den anderen. Jetzt, in der Nebensaison sind nur die Standplätze mit Meerblick umkämpft, alles anderen ist locker.
Die ersten beiden Tage haben und die Ausläufer des Fönsturms, der auch über Südfrankreich, Norditalien bis über Österreich hinweggezogen ist, verblasen! Untertags haben wir windgeschützt so richtig nix gemacht! Abends haben wir uns mit unserem grünen Blitz in die Stadt gekämpft (gegen den Wind und bergauf geht bei 50ccm nur mehr wenig). Und haben gut bis sehr gut gegessen. Die Nudelgerichte sind hier wirklich fantastisch. Leider haben hier im Süden nur sehr wenige Lokale glutenfreie Nudeln (das ist im Norden anders.) Also nahm ich wieder Bauchschmerzen in Kauf um der regionalen Kost zu frönen.
Dafür war ich zweimal laufen, einmal sogar barfuß am Strand, als der Wind endlich nachgelassen hatte – mit anschließendem Schwumm im Meer, das noch immer sehr aufgewühlt und leider merklich kälter geworden war.
Wir hängten dann sogar noch einen Tag dran, weil das Wetter wieder superschön und warm wurde! Richtig spätsommerlich mit Sonne liegen, lesen und so richtig faulenzen!
Wir verließen Vieste nur sehr ungern, wussten wir doch, dass der verlängerte Sommer nun tatsächlich ein Ende gefunden hatte.
WoMo Tag 16-18 – Matera, in Stein gemeißelt
Von Matera hab ich zum ersten Mal gehört, als es 2019 Kulturhauptstadt Europas wurde. Die Lage ist – wie bei vielen Kuturhauptstädten – gelinde gesagt verkehrsmäßig ungünstig: beim Spann des Stiefels aber doch nicht am Meer im unbekannte Bundesland Basilikata. Wer kommt dort schon hin?!
Wir. Und es hat sich voll ausgezahlt! Materas Altstadt besteht zu einem großen Teil aus zwei Sassis. Das sind in den Stein gehauene bzw. gegrabene Gebäude. Bis in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts waren viele dieser Wohnhöhlen tatsächlich noch bewohnt! Jetzt werden die meisten touristisch verwertet. (Wir haben z.B. in einer der Chiese Rupestre (Steinkirchen) eine Dali-Ausstellung gesehen, die sehr außergewöhnlich inszeniert war!)
Schon der Anblick von der „Oberstadt“ hinunter zu den Sassi ist Disney-würdig. Und stünde man nicht davor bzw. dann mittendrin, man könnte nicht glauben, dass so etwas tatsächlich existiert.
Wir haben eine „original“ erhaltene Wohnhöhle besucht und uns erklären lassen, wie diese genutzt wurde: 15 Personen bewohnten diese hier. Einer der Söhne lebt heute noch, er ist 78 Jahre alt!
Einen der besten Plätz bekam das Maultier, denn es wärmte nicht nur die Behausung, seine Tragkraft ernährte auch die Familie. Die Eltern schliefen in einer Nische, daneben das jüngste Kind in einer Wiege, unter dem Bett scharten sich die Hühner. Eine zweite Nische teilten sich die größeren Kinder, die anderen rollten ihre Matten am Boden aus. Im „Keller“ der Höhle hielt man entweder weitere Tiere wie z.Beispiel Ziegen um Käse zu machen, oder – wie in dem Bau, den wir besucht haben – wurde Wein gemacht.
Die hygienische Zustände waren katastrophal, die Kindersterblichkeit so hoch, dass die Mütter 10-15 Kinder bekamen, um 3-5 durchzubringen. Anfang der 1960erJahre siedelte man die Sassi-Bewohner*innen dann in neu errichtete Sozialbauten um.
Die Ernennung zur Kuturhauptstadt hat Matera ins 21. Jahrhundert befördert! Die Stadt ist sauber wie keine andere, die wir auf unserer Reise besucht haben. Überall wird (immer noch) renoviert und investiert. Man merkt, dass die Materani jetzt sehr stolz sind auf ihre Sassi, die einst als „Schande Italiens“ bezeichnet wurden.
einfach & oft fleischlos, die lokale Küche: Saubohnenpürée mit Chicorée
Wenn die Lichter angehen
Wenn die Sonne untergeht und die Kirchenglocken (fast 😉 gleichzeitig so rund um 7h den Abend einläuten, gehen in den Sassi die Lichter an. Das ist so ein Schauspiel, dass am Gegenhang bereits ein großer Parkplatz für die Schaulustigen errichtet wurde.
Kuckst du das Video, das ist viel beeindruckender!
WoMo Tag 15 – Lecce usw.
Wir haben uns einen Standplatz in Gallipoli am ionischen Meer genommen. Es war einer der wenigen Agriturismi, also Landwirtschaft & Camping, das noch offen war.
Von dort aus machten wir Ausflüge: mit dem Moped auf die Altstadtinsel von Gallipoli (alles andere ist eh zu vergessen) und vor allem nach Lecce!
Lecce war eines der Highlights dieser Reise! Eine junge, lebendige Stadt mit ansprechenden Lokalen, Kunsthandwerk, das nicht (nur) für Touris gemacht wird, mit einem gewissen Chic, in der auch wirklich gelebt wird. (Viele der tollen Altstädte, die wir bisher besucht haben, sind hauptsächlich nur mehr für die Alten und für Tourist*innen.)
Lecces allgegenwärtiger Barock ist zudem sehr zurückhaltend. Der helle Kalkstein ist dezent und drückt einem die Schnörkel nicht so aufs Aug.
Gallipoli
Gallipoli hat nicht nur einen witzigen Namen sondern auch eine sehr lässige Altstadtinsel mit großem Hafen und eigenem Sandstrand. Am Tag vor dem großen Sturm (mit Windböen bis zu 60 Knoten! Da wackelt das WoMo schon ganz ordentlich!) haben wir an der Strandbar einen Aperitivo genossen. Wohlgemerkt um 11h vormittags: Wir haben uns nur – wie man es von Ausländer*innen immer verlangt – den lokalen Gegenbenheiten angepasst.
Il incidente
Auf der Fahrt von Gallipoli nach Matera hatten wir in Porto Cesareo einen kleinen Unfall: beim Rechtsabbiegen hat der (nur mehr)zweitbWMPaZ mit dem doch recht ausladenden Popos unseres WoMos die Felge eines am Zebrastreifen (!) abgestellten Fords unsanft gestreift. Quel Casino! Wie die Italiener*innen sagen, wenn sie unfreiwillig gleich 3 Zettel mit ihren Daten ausfüllen müssen. Aber es war wirklich anstrengend: Ich in der Aufregung noch weniger Italienisch als sonst. Die beiden anderen ausschließlich Italienisch. Der Unfallbericht einsprachig (wie deppert ist das denn?) – unserer auf DE seiner auf IT. Beide Fahrer nicht Inhaber, einheimische Zuflüsterer, Stau weil WoMo die enge Gasse versperrt und ein Presslufthammer. Wie in einem schlechten Drehbuch! Am Ende war eh alles gut, man gab sich – in der Aufregung – die Hand! und fuhr bürokratisch befriedet auseinander.
(Warat alles net so schlimm, wenn der Selbstbehalt nicht 1.200,- ausmachen tät! Für einen völlig unbedeutenden Plastikschaden beiderseits verteuert das den Urlaub unverhältnismäßig. Aber gut, dass nicht mehr passiert is, sagt man in so einem Fall ja …)
WoMo Halbzeit
Wenn ich euch den einen oder anderen Tag unterschlage, liegt das in der Regel daran, dass er nichts Berichtenswertes zu bieten hatte. Das sind meist die Reisetage. Die bestehen aus: WoMo-Abbau (Nicht vergessen, den Strom abzustecken, gell bWMPaZ*?! Nicht vergessen die Markise einzufahren, gell Geidi?!), schirches Wasser ablassen, schönes Wasser einfüllen, Moped einladen und verzurren, alles verstauen sonst is hin oder fällt dem bWMPaZ oder der bWMBaZ** auf den Kopf, Ziel ins Navi eingeben, nicht finden, Rechtschreibung checken, nicht finden, Rechtschreibung nochmal checken, nicht finden, Navi verfluchen, Rechtschreibung ein drittes Mal checken: ah da! … Navi hat immer recht. Zahlen nicht vergessen – auch schon passiert! – sehr peinlich!
Und bis wir dann irgendwo sind, wo es ein halbwegs verwendbares Internet gibt, hab ich das bisschen Berichtenswerte schon vergessen oder verdrängt.
Das Olivenbaumdesaster
Was mir aber auf unserer Fahrt hier ganz hinunter in den Süden extrem aufgefallen ist, ist das große Olivenbaumsterben. Von Brindisi abwärts gibt es kaum mehr gesunde Olivenbäume. Hunderte Kilometer weit nur tote Bäume. Sieht wirklich aus wie die Kulissse eines Horrorfilms. Schuld daran ist das Bakterium Xylella fastidiosa. Seit 2013 ist es bekannt. Ist ein Baum erstmal befallen, hat er kaum Überlebenschancen, er vertrocknet praktisch, da die Feuchtigkeitszufuhr unmöglich gemacht wird. Xylella von einer Zikade übertragen, daher müssten nicht nur befallene Bäume sondern auch alle in Reichweite der Zikade gefällt und verbrannt werden. Viele süditalienischen Olivenbauern und -bäuerinnen wollten das aber nicht und müssen nun mit den Folgen ihres Nichhandelns leben. Alle Kulturen von Brindisi abwärts wurden praktisch aufgegeben. Eine ganze Gegend muss nun nicht nur mit einem furchtbaren Erscheinungsbild, sondern natürlich auch mit dramatischen wirtschaftlichen Veränderungen zurechtkommen. (Apulien war der größte Olivenproduzent Italiens!) Und noch immer gibt es kein Mittel gegen Xylella! Die Gefahr der Ausbreitung in den Norden Apuliens (und weiter) ist immer noch groß!
An der Absatzspitze
Aber natürlich gibt´s auch heute ein redaktionelles Happy End! Vorgestern waren wir in Santa Maria de Léuca am äußersten Spitzel des italienischen Stiefels. Hier fließen Adria und ionisches Meer zusammen. (Das Wetter war eher ungut.)
Der Ort selbst ist auch sehenswert. Dort stehen einige sehr schöne (Jugendstil)villen (wenn auch in keinem besonders gutem Zustand). Man könnte fast sagen, das ionische Pörtschach. Nein nicht ironisch: ionisch!
Und bald kommt ein Highlight: Lecce! Ich weiß nur nicht wann, weil wir heute in Matera (Kulturhauptstadt Europas 2019) angekommen sind. Und das sieht hier richtig spannend aus!
Also dranbleiben 🙂
*bester WoMo-Pilot aller Zeiten
** beste WoMo-Beifahrerin aller Zeiten
Zugleich zu gut und zu schlecht
Seit über 35 Jahren lerne ich regelmäßig Italienisch. In der Schule statt Latein per Fernkurs. Sogar maturiert hab ich in Italienisch! (Danke an dieser Stelle an meine italienisch-stämmige Schulkollegin Ariane, die damals die Fernkurs-Aufgaben für mich gemacht hat!) Danach eigenständig mit Schulbüchern und der Zeitschrift „Adesso“ bzw. Volkshochschule, jetzt auch noch mit Babbel.
Urlaubsgetrieben
Mein rezentes Engagement in Sachen Italienisch ist immer urlaubsgetrieben. Aufgrund der großen Pausen zwischen den Auffrischungen lerne ich daher – nahezu – immer dasselbe. (Wobei in letzter Zeit vermehrt Camping-related Vokabeln dazugekommen sind wie sosta camper =Camper Parkplatz, luce = Strom (umgangssprachlich) , panni = Wäsche, lavatrice = Waschmaschine, asciugatrice = Wäschetrockner, WC-Kimik (sic!) = Chemietoilette, etc.) Und heuer ganz neu dazugekommen: la mascherina!
Neurotisches Verhältnis zu Grammatik
Jetzt ist aber das Problem, dass meine Aus-Sprache deutlich besser ist als deren Beherrschung! Dazu kommt meine neurotisches Verhältnis zur Grammatik: muss stimmen! Wenn ich also Zeit habe, mir den Inhalt so zurechtzulegen, dass ich relativ sicher bin, keinen Fehler zu machen, kommt das beim Gegenüber recht native an. Was aber total kontraproduktiv ist! Der/diejenige geht dann von einem sprachlich gleichwertigen Gegenüber aus und – man kennt die Sprechgeschwindigkeit der Italiener*innen – legt volle Kanne los. Erst wenn er/sie mein völlig ratloses bis verzweifeltes Gesicht wahrnimmt, gerät er/sie ins Stocken. Dann muss ich so einen peinlichen Satz sagen wie: „Ich verstehe Sie nicht so gut, bitte langsam sprechen.“ Da ich diesen allerdings schon 2.000 Mal gesagt habe, konterkariert er sich selbst, und wird daher selten ernst genommen!
Also wenn´s wichtig ist, red ich gleich Englisch. Mittlerweile können das recht viele Italiener*innen und wenn nicht, sind sie diejenigen, die ratlos schauen! Ha!
WoMo Tag 11 und 12 – Wieder versöhnt im Land der Trulli
Nach unserem Service-Stopp in Monopoli haben wir die
„Trulli“-Runde gemacht. Die Trulli sind diese runden, spitzhütigen
Gebäude, die ohne Mörtel errichtet werden. Sie sind typisch für diese Gegend, das Itria-Tal. Angeblich wurden sie so gebaut, um eine Mauersteuer zu umgehen, die sich am gerade verlaufenden Meter bemessen hat. Daraufhin bauten die Einwohner*innen nur noch runde Häuser. (Wundern tät´s mich nicht, die Italiener*innen sind keine Freunde der Staatsmacht bzw. der Verwaltung.) Wikipedia sagt allerdings etwas anderes…
Die Trulli sind in der ganzen Gegend verstreut. Der Farbkontrast zwischen der roten Erde, den grünen Olivenbäumen und den weißen Trullis – im Hintergrund das Meer – ist schon sehr schön!
In Alberobello existiert heute noch ein ganzes Trulli-Viertel. Ich hab mich
dort gefühlt wie in Disneyland! Viele der Trulli sind noch bewohnt und den Bewohner*innen geht es wahrscheinlich wie den Einwohner*innen von Hallstatt, denen die Touris auch in ihre Wohnzimmer fotografieren! Sehenswert ist es dennoch!
So wie die Altstadt von Alberobello, die sich zu dieser Jahreszeit besonders herausputzt: Es gilt die Heiligen Ärzte von Alberobello – Cosmo und Damian – zu feiern. (Gut, dass wir 2 Tage vor dem Spektakel dort waren! Angeblich kommen dort tausende Pilger zusammen um die Heiligenstatuen, die durch den Ort getragen werden, zu berühren. Für mich generell ein verzichtbares Abenteuer, in Corona-Zeiten aber ganz besonders!)
Locorotondo – der runde Ort
Wenn man in der Gegend ist, muss man sich Locorotondo unbedingt ansehen! Zunächst dachten wir: schon wieder eine nette kleine Altstadt, kennst du eine, kennst du alle. Aber nein! Sowas wie Locorotondo habe ich echt noch nicht gesehen! Nicht umsonst gehört es zu „den schönsten Dörfern Italiens“. (Bei unserer Fahrt durch die Provence haben wie einige der „schönsten Dörfer Frankreichs“ besucht.) „Der runde Ort“ hat die schmalsten Gassen und die steilsten Stiegen. Alle Häuer sind ganz in weiß, Pflanzen und Blumen sorgen für fröhliche Farbtupfer. Dort sind die fittesten Menschen wohl bei der Müllabfuhr oder der Rettung, weil die die Gassen kommt auf keinen Fall ein Fahrzeug, da muss alles zu Fuß erledigt werden.
Mangiamo bene aber nicht sehr gesund
Die Pizze sind ausgezeichnet (hab nur gekostet), auch wenn die Spezialität ja eigentlich Pasta ist: Hier kommen Orecchiette (kleine, gewölbte Muscheln) und Strozzapreti (kurze, eingedreht Stangerln) her. Brokkoli und Stängelkohl (Cime di Rapa) werden dazu gegessen. (Oder natürlich Meeresfrüchte). Bei den Nudeln konnte ich bisher standhaft bleiben, beim Brot leider nicht. Da unser Magen einer anderen Zeitrechnung unterliegt und wir häufig dann Hunger haben, wenn Restaurants zu sind, bzw. schlafen gehen wenn die Italiener*innen essen gehen, essen wir viel kalt. Und ich hab zwar jetzt einen „Toaster“, das glutenfreie Brot wird auch gut darauf, aber es dauert wirklich lang bis es fertig ist…
(Das trifft sich insofern gut, als ich eh nicht gerne auf Campingplatz-Klos gehe. So kann man auch der Verstopfung was Gutes abgewinnen 😉)
San Domenico
An Tag 11 haben wir im schnöseligsten Golfclub aller Zeiten eine traumhafte Golfrunde gespielt. Aber das ist eine andere Geschichte, die ich mir für SimplyGolf aufhebe!
Und jetzt muss ich mich dringend autanisieren! Die Gelsen sind nämlich seit Chioggia auf der Jagd nach uns.
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WoMo Tag 10 – Wo viel Licht, da ist auch Schatten.
Weil uns grad das zweite Gewitter an einem Nachmittag ereilt hat, und ich hormonally challenged bin, gibt´s heute mal einen Rant.
Auf unserer Fahrt vom grandiosen Lido Azzuro weiter in den Süden hat uns das Navi, das ja nicht weiß, dass wir in einem Schlachtschiff unterwegs sind, wieder einmal über eine Passstraße geführt. Diesmal war´s nicht so schlimm wie damals am Radieschen-Pass, die Kurven nicht so eng, dass wir reversieren mussten, aber es war dennoch eine herausfordernde Straße. Sie führte uns in die Gegend um Foggia, so ziemlich der hässlichste Teil Italiens, den ich je gesehen habe: unendliche, brettelebene landwirtschaftliche Flächen, durchzogen von Plastikschläuchen zur Bewässerung, umrahmt von Müllbergen. (Das kann man sich bei uns echt nicht vorstellen: Die Menschen hauen ihren normalen Hausmüll einfach in den Straßengraben, dazu Reifen, Fahrräder, Eiskästen – einfach alles! ) Die abgeernteten Felder werden abgebrannt – eine Praxis, die bei uns schon lange verboten ist. Die Flüsse, die hier mal flossen, sind nur mehr brackige Rinnsale. (Aber vielleicht liegts ja auch nur daran, dass Spätsommer ist. )
(Ich befürchte, hier kommt das Gemüse her, dass wir im Winter aus Italien beziehen.)
Die Strada Provinciale ist dermaßen schlecht im Zustand, dass man Angst um seine Reifen hat. Aber das Deprimierendste: An großen Kreuzungen sitzen Prostituierte – immer junge, schwarze Frauen – ganz alleine auf einem Plastikgartensessel und warten auf Freier. Die besser ausgestatteten haben einen Sonnenschirm und ein Polsterl zum Draufsitzen…
Und dann kam Bari: dreckig, verwahrlost, mit einem wahnsinns-Gewitter, das das Wasser sogar durch die geschlossene Deckenluke des WoMos gedrückt hat. Hagel, Sturmböen, keine Sicht. Die Italiener*innen sind alle unter die Dächer von Tankstellen geflüchtet! Außerdem hat uns das Navi durch so enge Gasseln geführt, dass wir die Seitenspiegel einklappen und die Luft anhalten mussten.
Naja. Über die vermüllenden Ureinwohner*innen hab ich mich ja schon mehrmals aufgeregt – es wird nur sehr langsam besser. Gegen grindige landwirtschaftliche Produktionsmethoden hilft saisonales bio-Essen. Den Rest verdränge ich.
Jetzt sind wir in Monopoli, weil wir einen Campingplatz mit Infrastruktur brauchen. Ist viel teurer und schircher als der, wo wir herkommen, aber mit Waschmaschine und Trockner!
Eigentlich wollten wir uns hier ein bisschen umsehen, aber im Moment ist uns gar nicht danach… Schauen wir mal, wie es morgen aussieht, wenn die Sonne wieder scheint!
Schöner Schluss
A propos Sonne: Mit schönen Bildern von unserem gestrigen Bootsausflug nach Vieste möchte ich diesen Beitrag doch noch positiv beenden!
Hoch oben auf dem Felsen thront die Altstadt von Peschici
PS: Danke dem bWMPaZ (besten WohnMobil-Pilot-aller Zeiten) für seine Fahrkünste!