Achtung: KUNST!
„Schwierig“ dachte ich anfangs, noch immer traumatisiert vom „inneren Monolog“ des Leutnant Gustl haben mich die ziellosen Gedanken von Paul Lichtenperg zunächst gelangweilt. Aber ich hielt durch, und dann hat es mich doch gepackt. Unbedingt wollte ich wissen, wie das nun war mit dem Großvater in der Nazizeit, den Eltern in Thailand. Oder wie es werden würde mit Mila der Pflegerin. Und in der ganzen Hektik, hab ich die Auflösung verpasst! Das hasse ich ja! Wie wenn man beim Tatort 5 Minuten vor Schluss einschläft! Sicher kann man sich´s erzählen lassen, aber das ist dann irgendwie nur mehr lauwarm…
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Die Kritiker sind begeistert, voll des Lobes „Ein großes schriftstellerisches Talent“ (Kurier), „Der Roman über dieses Scheitern (…) ist mehr als gelungen!“ (Vorarlberger Nachrichten). Auch Lilo Stalzer von der Buchhandlung am Augarten war begeistert: „Absolut lesenswert – eines der besten Bücher 2012!“
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Man kann Philipp Traun nur wünschen, dass nichts, aber auch gar nichts an seinem Roman autobiographisch ist. (Ich habs nicht recherchiert…) Niemand will so leben wie Paul Lichtenperg – außer vielleicht in dem Schloss, das er mit seinem Großvater und dessen Pflegerin Mila bewohnt. Ziellos, von Zwängen getrieben, wirr im Kopf. Als wäre er immer noch im Heroinrausch. Schwer traumatisiert, aber wovon? Das weiß nur der Großvater, doch der flüchtet sich in die Demenz. Doch Paul rafft sich auf: Er kriecht unter dem Bett hervor, packt seinen Großvater und Mila ins Auto und will – um jeden Preis, denn er hat ja nichts mehr zu verlieren – seine Geschichte in erfahren.
Also zunächst auf nach Warschau, ins Ghetto, den Großvater zu Erinnerung zwingen. (Und Mila seine Liebe gestehen, doch ach!) Die Wahrheit über den vermeitlichen Tod seiner Eltern bei einem Flugzeugabsturz herausfinden. Aber erstens kommt es anders. Zweitens als man denkt. Un drittens als man sich vorstellen kann!
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Ich hab ein zwiespältiges Verhältnis zu diesem Buch. Auf der einen Seite lasse ich mir nicht gern die Zeit stehlen (vielleicht bin ich dafür schon zu alt), auf der anderen Seite schreibt Traun so großartige Sätze wie:
„Kennst du das, wenn du nicht mehr fokussieren kannmst? Nichts mehr ost greifbar, als bräuchte deine Seele eine neue Brille.
„Eine Seele wäre endgültig mein Untergang,“ antwortete Peter, „aber ich glaub ja Gott sei dank nicht an die Seel. Das wäre abgesehen von meinem Hunger nur ein weiteres Nichts, das ich stopfen müsste.“
Man muss sich aber schon durch sehr viel an den Haaren herbeigezogenen Ereignissen und banalem Geschwurbel durchkämpfen um auf solche Kleinodien zu stoßen.
Wenn Sie gerne lesen um des Lesens Willen, dann wird Sie Philipp Traun nicht enttäuschen. Seien Sie bloß vorsichtig, die Auflösung nicht zu verpassen! Wecker ca. auf S. 252 stellen!