Dörte Hansen ist eine Sprachmalerin. In ihren Geschichten passiert nicht viel. Die Menschen leben ihr ganz normales Leben auf (sic!) dem Dorf. Und obwohl nichts Außergewöhnliches geschieht, macht es große Freude der Story zu folgen! So auch Mittagsstunde: Hansen erzählt die Geschichte der Familie Feddersen und des langsamen Untergangs ihres Bauerndorfes in Ostfriesland.
Hansen entwirft ein wunderbares norddeutsches Stilleben. Kauzige Charaktere, verschliffen vom stets wehenden Wind auf der Geest. Eine großartig biedere Geschichte, mit all den kleinen Tragödien, den Liebesgeschichten, den Enttäuschungen und Hoffnungen, die so ein normales Leben nun mal mit sich bringt. Und schicksalsergebene Toleranz und Langmut bis zur Unaushaltbarkeit.
Das Plattdeutsch, das immer wieder vorkommt, muss man nicht verstehen. Es bildet den rauen Soundtrack. Vielleicht als Kontrast zu den stets präsenten picksüßen deutschen Schlagern …
Die Vorleserin, Hannelore Hoger (bekannt aus dem Fernsehen als „Bella Block“), schnarrt den Text mehr als sie ihn spricht. Sie ist total authentisch, sie spricht – in meinen Ohren – originales Plattdeutsch. Englisch liegt ihr weniger 😉 Als läse sie den Text zum ersten Mal, schleicht sich in ihre Stimme immer dann ein Lächeln, wenn der Text witzig wird. Manchmal liest sie so monoton wie ich mir das flache – flurbereinigte – Ostfriesland – vorstelle.
War ich von „Altes Land“ schon begeistert, so hat mich Dörte Hansen einmal mehr beeindruckt mit ihrem großen Repertoire an überraschenden Sprachbildern. Elf Stunden, in denen nichts passiert, und einem dennoch nie langweilig ist!