Juhu, es ist Festa de l´Unita und wir sind live dabei! Man muss sich das vorstellen wie das Volksstimmefest nur in Rumänien. Ok, das ist jetzt gemein den Rumän*innen gegenüber. Es ist ein riesiges politisch linkes Fest, mit Lesungen, Politdebatten, Musik, Fahrwerken und Unmengen zu essen. Auch eine Verkaufshalle mit Matratzen und Staubsaugern gibt´s (ok vielleicht täten die Rumän*innen keine Vorwerk kaufen, aber vielleicht ist ja auch das nur mehr ein Vorurteil). Jedenfalls haben wir noch nie ein so jämmerliches, abgeranztes, schlecht besuchtes Volksfest gesehen. Martin meinte, er müsse sich für alle und alles hier fremdschämen.
Jedenfalls findet diese Sagra (=Volksfest) genau hinter unserem Campingplatz in Bologna statt und wir kommen so auch in den Genuss viertklassiger italienischer Pop-oderso-musik.
Aber Bolognas Innenstadt ist wirklich sehenswert: ganz viele alte Gebäude, großartig verziert. Arkaden soweit das Auge reicht. Ein Lokal neben dem anderen. Und natürlich Unmengen an roten Dachziegeln, so sieht nur Italien von oben aus. (Super Blick von der Terrasse des Aussichtsturms der Basilica San Petronio. Man kann übrigens mit dem Bauaufzug hinauf fahren um nur € 2,-)
Unbedingt nach gleich die alte Universität (Archiginnasio) mit dem Teatro Anatomico besichtigen (€ 3,-) Und unbedingt alles essen, was reingeht. Ich hab hier die beste Mortadella meines Lebens gegessen und auch ganz ausgezeichnete Tagliatelle al Ragù. (Auf keinen Fall Spaghetti Bolognese bestellen, damit outet man sich sofort als kulinarisches Nackerbatzerl und erntet im besten Fall abschätzende Blicke.) Die Tortellini wurden hier erfunden, der Parmaschinken kommt von hier ums Eck sowie der Parmesan. Und Salami können die Italiener sowieso!
Der Campingplatz Citta di Bologna ist eher mäßig. So 70er Jahre Flair. An der Rezeption sitzen übrigens die unkündbaren Beamten der öster. Post.
Da der Bus ins Stadtzentrum nur alle 2 Stunden fährt, haben wir die Räder ausgepackt und uns auf die Suche nach einem Fahrradweg gemacht. Den gibt´s auch da und dort. Braucht man aber nicht. Man fährt wo man kann und will. Man darf halt nicht damit rechnen, dass die Autofahrer*innen Rücksicht nehmen, aber dafür wird man auch nicht beflegelt.
Von Jesolo nach Bologna
Die Fahrt von Jesolo nach Bologna hat ca. 2,5 h gedauert. Zuerst sind wir auf der Landstraße gefahren, dann haben wir wieder die Autobahn gesucht. Ich hab noch nie so viel Schwerverkehr erlebt, wie hier auf den Autobahnen. Die rechte Spur ist praktisch eine nicht enden wollende LKW-Schlange! Während im Veneto noch fast ausschließlich LKW aus Osteuropa unterwegs waren, sind es hier in der Emilia Romagna vor allem einheimische. Scheinbar alles wird mit dem LKW transportiert. Es ist furchtbar und furchterregend.
Wir sind lange der Etsch entlanggefahren, was mich verwundert hat. Es ist ein schöner, hier sehr breiter Fluss, der – ok ich gebs zu , ich hab nachgeschaut – bei Porto Fossone in die Adria mündet.
Flüsse und Kanäle gibt es hier sehr viele. Die meisten sehen allerdings (Vorurteil?) vergammelt aus. Hier ist alles was nicht Stadt ist, Landwirtschaft. Mais, Soja und Wein werden auf riesigen Flächen angebaut. Bewässerungskanäle begrenzen die Felder. Es sieht so aus, also ob die Landwirtschaft früher kleinteiliger gewesen wäre. Jetzt stehen unzählige Bauernhäuser verlassen und verfallen herum. Dafür gibt es einige wenige imposante Haziendas – hier Tenuta. Alle eingezäunt und umgeben von großen Mauern.
Ich geh jetzt schlafe und versuche den Sound von draußen auszublenden. Gestern war ich so müde, dass ich bereits um 21 h – da gehen die Italiener*innen grad mal cenare (Abendessen) – bereits das Licht ausgenacht hab und gleich in einen tiefen Schlaf gefallen bin. Ich hoffe, das gelingt mir heute auch. Trotz Festa de´l Unita. Buona Notte! (A propos, da fällt mir ein sehr nettes Lied von Francesco de Gregori ein: https://www.youtube.com/watch?v=LjRQRDfb2ak)