Ich weiß nicht mehr der wievielte Tag heute ist. Ist ja auch (fast) egal. Wir müssen noch nicht heim 😉
Eigentlich wollten wir auf einem anderen Standplatz übernachten. Aber der war erstens direkt an der Schnellstraße und zweitens haben uns dort die Gelsen gefressen. Man konnte echt nicht rausgehen ohne, dass einen die Tiere richtiggehend angefallen haben. Das war beim zweiten Stellplatz, der keine 10 Minuten entfernt war, ganz anders. Seltsam. Bitte eine Gelsologen um Erklärung!
Der erst Standplatzbetreiber war jedenfalls ein sehr gesprächiger. Er erklärte mir bereits nach ein paar Sätzen, dass die Jungen (Welche? Alle!) nichts mehr arbeiten wollen. Und, dass sein Hauptberuf eigentlich Matador-Manager sei. Echt! Der managt einen Stierkämpfer! Nächste Woche fliegt er nach Sevilla, um Auftritte (!) zu organisieren und eventuell neue Razeteure (Sportler (sic!) unter Vertrag zu nehmen. Ich hab das zunächst gar nicht glauben können! (Mir war auch nicht klar, dass es in Frankreich so eine Stierkampftradition gibt…)
Wir nichts wie weg nach einem Reis-Großeinkauf (weiss-rund, vollkorn-rund, rot-lang, schwarz-lang)!
Wir haben die Nacht auf dem Mas Albaron (Mas= Bauernhof auf Provençalisch) im Garten der Maison du Riz (Haus des Reises) verbracht. Hier haben wir herrlich ruhig geschlafen. Am Morgen hab ich mir eine Reis-Ausstellung angesehen. So weiß ich jetzt, dass der Reisanbau in der Camargue 30% des französischen Bedarfes deckt. Und dass ohne den Reisanbau, die Camargue versteppt wäre: In den 50er Jahren wurden Deiche errichtet, um den Rhône von der Camargue fernzuhalten und den Weinanbau zu ermöglichen. Die schlauen Männer hatten allerdings nicht bedacht, dass durch das fehlende Süßwasser die Erde versalzt und unfruchtbar wird.
Als sich Frankreich von seinen Kolonien in Indochina trennte, war man zudem plötzlich reislos. Der Reisanbau in der Camargue wurde wirtschaftlich interessant. Künstliche Bewässerungssysteme (man pumpte das Wasser des Rhône jetzt wieder hinein) schufen nicht nur optimale Bedingungen für den Reisanbau, sondern ermöglichten die Erhaltung der einzigartigen Landschaft sowie die Rinderzucht.
Die vielen Pferde – die tatsächlich auch noch wild in der Gegend herumstehen – waren ursprünglich dafür vorgesehen, den Cowboys (Gardiens) zu helfen, die Stiere zu hüten. Heute tragen sie Touristen spazieren und werden für den Reitsport gezüchtet.
Die Camargue ist jedenfalls eine Landschaft, die ich noch nie gesehen habe (erinnert entfernt an die Lange Lacke im Burgenland). Ein Reisfeld reiht sich an das andere, dazwischen Lacken, niedrige Büsche, Schilf. Schwarze Rinder, die auf ihren Rücken weiße, Reiher-artige Vögel tragen und mehr oder weniger weiße Pferde.
Am Ende der Straße, wo die Camargue aufs Meer trifft, liegt Saintes-Maries-de-la-Mer. Ein kleines – extrem touristifiziertes Kaff – mit einem unverhältnismäßig großen Stierkampfstadion! Als wir dort waren, trieben gerade ein paar Gardiens ein paar Stiere durch das Dorf. Warum? Weil sie es können wahrscheinlich.
Nach einer Stippvisite in Arles – sehr nettes Städtchen! – sind wir ins Isle-sur-la-Sorgue gelandet. Hier am Campingplatz haben wir unsere Abwasserbehälter geleert und im Bistrot herrlich gegessen. Morgen schauen wir uns per Rad die Gegend an. Isle-sur-la-Sorgue wird auch das Venedig Frankreichs genannt! Wir werden berichten.