Nordspanien – darum!

Nordspanien – darum!

Nach fast 2.000 km von ganz im Osten an der Grenze zu Frankreich, nach A Coruña ganz im Westen – uns hat es in Nordspanien sehr gut gefallen. Nicht nur, dass es – abgesehen von den großen Städten wie San Sebastian und Bilbao – sehr günstig ist (Übernachtungen in guten Hotels unter € 100,- für 2 Personen; ein Espresso € 1,30; ein üppiges Mittagessen mit Vorspeise und Hauptspeise plus 1/2 l Wein pro Person (!) um € 15,-) – sondern es ist auch sehr sehenswert, Städte wie Landschaft.)

Resumido

  • Es war kälter als ich erwartet habe, dafür viel grüner und weniger windig.
  • Herzlich sind die Nordspanier:innen nicht, Typ: Wiener Kellner. Man könnte auch sagen, sie kommen gut mit sich selbst aus.
  • Sie sprechen deutlich schlechter Englisch, als man – vor allem in touristischen Gegenden – erwarten könnte. Auch die Jungen nicht. (Aber vielleicht hatten sie ja auch einfach keine Lust.) Dafür sprechen sie Baskisch und Galicisch.
  • Sie essen Unmengen, vor allem Weißbrot mit allerlei fettem aber extrem wohlschmeckendem Zeugs drauf. Und das drei Mal am Tag. Und sind kaum übergewichtig. (Anm: Das finde ich extrem unfair!) Das machen sie übrigens auch in Südspanien.
  • Gemüse tritt nur in Form von Tomaten auf. Manchmal auch als Artischoke aber nur in der gehobenen Gastronomie. Eine Ensaladilla muss nix Grünes enthalten.
  • Salz steht auf keinem Wirtshaustisch. Fragt man danach, outet man sich nicht nur sprachlich als Tourist:in.
  • Bio gibt´s so gut wie nicht. Schwarzbrot auch nicht. Glutenfrei maximal im Hotel.
  • Das Abendessen wird nicht vor 21.30/22 Uhr genossen.
  • Alkohol, vornehmlich Wein und Bier, werden ab 11h ungeniert genossen. Allerdings haben wir keine wirklich betrunkenen Einheimischen gesehen. Die Eichung beginnt offenbar schon früh.
  • Der Wein, den ich mangels Kenntnis einfach nur als „blanco“ oder „tinto“ bestellt habe, war nahezu immer sehr gut und günstig, € 2,30 fürs Achtel, immer mit freiem Auge großzügig eingeschenkt.
  • Sie habens nicht gerne gemütlich. Meistens stehen sie beim Café, beim Frühstück, bei Essen. Bequeme Sesseln oder ein gemütliches Kaffeehaus zum Rumhängen haben wir keines erlebt.
  • Sie sind gerne draußen und das bei jedweder Temperatur. Und wenns nur 11 Grad hat, sind trotzdem die Türen und Fenster der Lokale geöffnet.
  • Es wird erstaunlich viel geraucht und die Zigaretten werden einfach auf den Boden geworfen. Auch auf der Terrasse des Lokals.
  • Die Spanierinnen sind sehr angenehme, total defensive Autofahrer:innen. Bei einer Maximalgeschwindigkeit auf Autobahnen von 120 km/h fahren sie 110 und bedrängen einen nie. Das Auto ist ihnen nicht wichtig. Man sieht keine fetten Schlitten, alle sind irgendwo zerkratzt und bisschen verbeult. Allerdings gibt es sehr viele Autos und in den Städten führt das zu massiver Parkplatznot, die sie mit sehr teuren, sehr engen Tiefgaragen und knappsten Parklücken zu kompensieren versuchen.
  • (Nord-?)Spanier:innen haben eine Schwäche für Gruppenzugehörigkeitssymbole. Nicht nur Fußballfans, sondern auch Geburtstagsfeiernde, Junggesellenabschieds-Feiernde, und sonstige Gruppen zeigen das nach außen mit einheitlichem, seltsamen Outfit oder Accessoires wie z.B. Hüten.
  • Die Nordspanier:innen haben viele Hunde, auch große. Ich habe noch nie soviel Windhunde (vor allem Greyhounds) gesehen wie dort.

Ein Paradies für wasserfeste Golffans

Es gibt eine Unmenge an kleinen Plätzen, wo man um unter € 20,- 18 Loch spielen kann! Alle, die wir spielten, waren in einem ausgezeichneten Zustand (im Gegensatz zu den Club“häusern“ oder -zelten.) Selbst die renommierten Clubs wie Logroño oder Meaztegi verlangen für 2 Greenfees + 1 E-Cart unter der Woche nur € 145,- (beide Golfplätze sind absolut sehenswert, dazu noch jener von Uraburu).

Zukunftspläne

Besonders gut gefallen hat es uns in der Gegend von Logroño und in der Rioja. Dort würden wir gerne wieder hinfahren, allerdings stationärer. Noch ein paar Weingüter mit absurd-geiler Architektur ansehen, Pintxos essen, dann Bauchweh haben, und die vielfältige, grüne Landschaft genießen, durchaus auch golfspielend.

In diesem Sinne: Nos vemos!


Kleiner Baskisch-Exkurs

Baskisch ist ja angeblich mit keiner bekannten Sprache verwandt. Es klingt sehr seltsam, eher wie eine Ostsprache, hart und oft „gegurrt“. Es hat 16 – in Worten: sechzehn! – Fälle.

Hier ein paar Beispiele:

ja: bai
nein: ez
bitte: mesedez
danke: eskerrik asko
hallo: kaixo
auf Wiedersehen: agur
gestern: atzo
heute: gaur
morgen: bihar
hier: hemen
dort: hor
Hilfe! Lagundu!
WC: komunak

Hier gibt´s eine Hörprobe: Youtube Video

Santander – Stadt der Banken und Bankiers

Santander – Stadt der Banken und Bankiers

Angesichts Martins Geburtstag haben wir uns für ein besonderes Hotel direkt am Strand“ entschieden. Nur, direkt am Strand gibt´s hier nicht. Zwischen Hotel und Strand führt eine vierspurige Straße. Aber dennoch, die Aussicht war toll!

Santander hat uns überrascht, steht den berühmten Orten an der Cote d´Azur um nichts nach – außer in Temperatur und Preis.

Mondäne Hotels, Casinos, Unmengen an Restaurants und Bars, wunderschöne, große Strände, Parks, sehr grün. Die Bucht von Santander ist riesig, vis-à-vis eine langgezogene Sanddüne, die Hartgesottene zum Baden einlädt.

Mit dem Centro Botin haben auch die Santander:innen einen großartigen Museumsbau. Was ich persönlich ein bisschen schade finde, ist dass sich die ganze Pracht dieses, von Renzo Piano geplanten Gebäudes, nur vom Meer aus offenbart. Nur kommen die meisten halt aus einer anderen Richtung…

Foto: Angel de los Rios, Wikipedia

Auch Schirches muss sein

Das bisher hässlichste, von einem Architekten absichtlich so geplante Gebäude, steht hier in Santander: der Palacio de Festivales von Francisco Javier Saenz de Oisa. Das postmoderne Gebäude kann bestens als Beispiel für großmannsüchtige, schlecht alternde Architektur dienen. Drin waren wir nicht, vielleicht entfaltet es ja dort einen Charme, den es von außen geschickt zu verbergen weiß.

Feliz Cumpleanos

Martins Geburtstag haben wir in einer sehr netten Bar gefeiert. Der Wirt hat uns essenstechnisch etwas überfordert, zumal weder er noch sein Mitarbeiter ein Fuzzelchen Englisch gesprochen haben. Wir haben daher Dinge bekommen, die wir so nicht wollten, die aber dennoch so gut waren, dass wir sie uns einverleibt haben. Als wir schon komplett überessen waren, kam dann noch diese Nachspeise mit einem Geburtstagsständchen. Uff! (Da helfen sind auch die täglichen 20.000 Schritte nicht mehr ausreichend.)

Weiter ging die Reise nach Gijon…

Nordspanien – warum?

Nordspanien – warum?

Der Mann wollte ja eigentlich nach England und Irland, aber mir war es dort einerseits zu kalt, anderseits keine EU mehr. Das führt dazu, dass man kein gratis-Roaming hat und A1 horrende Gebühren für GB-Internet-Tarife verlangt. Zumal man das nur pro Monat buchen kann und ich 2 Monate gebraucht hätte, weil ich über den Monatswechsel dorthin gefahren wäre. Das hat mich so verärgert, dass ich mich für Nordspanien entschieden habe. Außerdem ist das Essen hier besser und die Hotels bzw. B&Bs deutlich günstiger.

EU ist hier schon und damit gratis-Roaming und Euro – aber von wegen wärmer! Wir haben viel zu wenige warme Sachen mit. Bei 15 Grad und teilweise Regen kann man als nicht-Brite die kurzen Hosen und Tshirts getrost im Koffer lassen. Unsere 2 Sweater sind im Dauereinsatz. Ebenso das Jackerl und das Wolltuch.

Start in Bilbo

So nennen die Basken ihre Stadt. Baskisch ist eine ganz eigene Sprache. Man kann sie nirgends herleiten, vieles endet mit „ak“ – wie z.B. „Tabacoak“, die Trafik. Angeblich klingt Baskisch am ehesten wie Tschetschenisch…

Die Anreise mit WIZZ-Air beginnt zwar sehr früh, aber unkompliziert: pünktlichste Landung nach 2h30 Flug in einem halbleeren Flugzeug, in dem alle schlafen. Autoübernahme easy, mit dem Navi problemlos zur Unterkunft gefunden.

Der Fehler war, den Regenschirm im Auto zu lassen. Am frühen Nachmittag das erste Räuschlein, weil zu den – natürlich nicht glutenfreien – Pintxos (so nennen sich hier die Tapas) reichlich Wein oder Bier getrunken wird. Und das eigentlich schon ab Mittag. Wie die Spanier:innen das verkraften, keine Ahnung. Abendessen ist nicht vor 21h, davor isst man ebenjene Weißmehlköstlichkeiten, die es in unzähligen Varianten gibt.

Bilbao ist von grünen Hügeln umgeben und von 2 Flüssen (Nervio, Ibaizabal) durchflossen. Das Meer ist ein bisschen außerhalb. Ähnlich wie in Hamburg haben die Flüssen daher eine Tide. Da wir am Nachmittag schlafentzugs- und alkoholbedingt schon ein bisserl müde sind, machen wir einen Bootsausflug. So sehen wir auch andere Viertel der Stadt: von Nobelvillen über Schwerindustrie bis hin zu echt abgeranzten Bruchbuden. Wir fahren vom Zentrum bis zum Meer (Gexto). Es schüttet, aber wir haben ein Dach über dem Kopf 😉 Als wir wieder zurück sind, hat es aufgehört und wir können unser Quartier beziehen und die Innenstadt erkunden. Die Architektur erinnert an jene Mallorcas: viele schöne neoklassische Häuser mit Holzerkern. Manche sind verziert mit bunten Azulejos.

Architektur-Begeisterte kommen in dieser Stadt aber ohnehin auf ihre Rechnung. Nicht weniger als sechs Pritzker-Preisträger:innen haben sich hier verewigt, darunter natürlich das ikonische Guggenheim-Museum von Frank Gehry. Dieses zählt für mich zu einem der beeindruckendsten Gebäude, das ich je besucht habe – innen wie außen.

Kalt? Na und?

Nachmittags füllen sich die Straßen mit wein- und biertrinkenden Menschen. Die gehen auch nicht mehr weg. Bei 17 Grad sitzen sie im leichten Gewand draußen. Die Türen (und Fenster!) der Lokale sind offen, heizen wird überbewertet! Ich bestelle mangels Auskennung immer nur „Wein“ und bekomme immer etwas Gutes. Essen und Trinken sind unfassbar günstig. Trinkgelder sind die armen Servicekräfte nicht gewohnt.

Das Museum der Superlative

Das Guggenheim-Museum ist schon von außen extrem beeindruckend. Das Spiel mit dem Licht, mit den Sichtachsen, mit dem Wasser, echt geil kann ich nur sagen! Schade, dass Wien nicht mal annähernd so ein Gebäude zu bieten hat.

Auch drinnen achten wir zunächst mehr auf die Architektur als auf die Kunst. Wobei die riesigen Figuren die Richard Serra da in den erste Raum gebaut hat, nehmen unsere Sinne voll in Anspruch. So muss Kunst: mitnehmen, spürbar sein, Fragezeichen im Kopf erzeugen, Staunen machen. We love it!

Resthirn-fähig

Viel geht nach dem Guggenheim nicht mehr rein ins Hirn. Wir fahren mit dem Funicular auf den Berg hinauf und bewundern die Stadt von oben. Hier gibt´s sogar sowas wie einen Heurigen, den Txakoli, der, wie bei uns, hiesigen Wein und eine zeitlich begrenzte Ausschank bezeichnen.

Um 16h gehen wir, ganz original, Mittagessen: Das Menü besteht aus 3 Gängen, wobei der erste Gang aus einer große Portion Linsen besteht (Hilfe! Ich kann nicht mehr!). Dann kommt noch ein Fisch mit Pommes (Jetzt kann ich echt nicht mehr!) Den 1/2 Liter Wein, der beim Menü dabei ist (sic!), lassen wir geflissentlich aus. Nachspeise darf natürlich nicht fehlen. Wäre ja auch ein bisserl zu wenig bis 21h…

Aufs Abendessen hatten wir dann komischerweise keinen Gusto… Ein paar Oliven und – ja ok – Wein – haben uns die nötige Bettschwere verliehen. (Ich in Unterleiberl, Sweater, meiner Jacke, Martins Jacke, andere im Tshirt!)

The Matter of Time“ groß-artige Installationen von Richard Serra
„Rising Sea“, aus Flaschenabfällen gewebtes Kunstwerk von El Anatsui
„Tulips“, Jeff Koons
Vom Mirador De Artxandar hat man eine großartige Aussicht auf die Stadt .
Entlang des Flusses findet man immer noch viele imposante Industriebrachen
Diese einmalige Hängefähre wurde von Gustave Eiffel (Ja der vom Turm in Paris!) erbaut.

Am nächsten Tag machen wir uns auf, über der Stadt einen unglaublich schönen – unglaublich schweren – Golfplatz zu spielen. Danach fahren wir nach Santander, einer Stadt, die man schon allein wegen des Wohlklangs ihres Namens ansehen muss…