Seit Die kleine Figur meines Vaters bin ich Henisch-Fan. Die Idee von Mortimer & Miss Molly, der Soldat, der vom Himmel fällt, machte mich gleich neugierig. Es solle sich um eine Liebesgeschichte handeln. Bei Liebesgeschichte bin ich vorsichtig. Meist strotzen sie vor Klischees & triefen vor Kitsch. Aber eine Liebesgeschichte von Peter Henisch? Muss lesen.
Die Geschichte von Mortimer & Miss Molly enstpinnt sich langsam. Das Erzähltempo passt sich der sanft hügeligen Landschaft an, in der sie spielt: der Toskana. Henisch nimmt sich viel Zeit für seine Protagonisten und die zahlreichen Nebendarsteller. Er lässt den fiktiven toskanische Ort San Vito Realität werden. Genauso könnte es dort sein: mit den schrulligen Ortsbewohnern, dem Albergo mit dem durchhängenden Bett, dem Glockengeläut des nahen Campanile …
Die Liebesgeschichten – ja es sind zwei – sind leider nicht immer so konsistent erzählt. Manchmal (z.B. wenn es um Sex geht) greift Henisch zu Formulierungen, die völlig deplatziert wirken. Vielleicht passiert das ja immer dann, wenn die „Realität“ die Fantasie aus der Geschichte drängt. Absicht?!
Naja, um die Geschichte geht´s bei Peter Henisch – zumindest – mir – nicht vordergründig. So ist auch Mortimer & Miss Molly alles andere als ein Pageturner. Dafür aber ein extensiver, sinnlicher Spaziergang in der Toskana.
Und das um ein bisschen mehr als zwanzig Euro. Ci vediamo!
Ester Satz:
Die Geschichte könnte damit beginnen, das Mortimer vom Himmel fällt.
René Freund ist Jahrgang 1967. Also nur 2 Jahre älter als ich. Doch sein Vater war viel älter als meiner. Das war sein Pech: 1944 wurde er mit 18 Jahren von der Wehrmacht eingezogen und nach Paris an die Front geschickt. Er desertiert, wird von den Kämpfern der Résistance festgenommen und kommt in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Sein Sohn fährt 70 Jahre später mit seiner Frau und seinen Kindern nach Frankreich. In die Normandie, nach Paris. Er begibt sich an die Schauplätze des Krieges, an dem sich sein früh verstorbener Vater nicht beteiligen wollte. Und der ihn und seine Familie doch so massiv betroffen hat. Dabei setzt sich René Freund mit dem Kriegstagebuch seines Vaters auseinander. Kommentierend, hinterfragend. Unter Bezugnahme auf sein eigenes Leben, auf aktuelle Fragestellungen.
„Ich hätte meinem Vater gerne so viele Fragen gestellt, Aber wer weiß, ob ich mich getraut hätte.“
schreibt Freund. Diese Frage hab ich, deren Vater 1944 geboren wurde, mir erspart. Mein Großvater ist gestorben als ich 4 war. Meiner Oma hab ich sie nie gestellt. Der Krieg war bei uns – wie in den meisten Familien – nie Thema. Vielleicht ist es tatsächlich so, dass erst unsere Generation genug Abstand hat, die persönlichen Geschichten hinter den historischen Gegebenheiten zu hinterfragen. Nicht mehr als kollektive Traumabewältigung, sondern als persönlicher Reflexionsprozess.
Mit dem Buch René Freunds könnte mensch einen Anfang machen.
/hat eine Weile gedauert, aber es waren ja auch 1.200 Seiten/
Es ist natürlich perfektes Timing, dass Ken Folletts letzter Teil der Chronik der Familien im Jahr 2014 erscheint – 25 Jahre nach dem Fall des Eisenern Vorhangs und Wiedervereinigung Deutschlands: Während in den Medien die Geschehnisse vor 25 Jahren aufgearbeitet werden, kann man die Hintergründe – bzw. deren Darstellung durch Ken Follett – praktisch „live“ mitlesen. So packend kann Zeitgeschichte sein!
Der erste Teil der „Jahrhundert-Saga“, Sturz der Titanen, beginnt mit der politischen Eskalation, die zum Ausbruch des ersten Weltkrieges führt. In Winter der Welt beschreibt Follett die Zeit zwischen 1933 und 1949. Follett erzäht Geschichte aus der Perspektive von fünf Familien: aus der UDSSR, aus England, aus Wales, aus Deutschland und aus den USA. Kinder der Freiheit ist der dritte Teil der Familien-Chronik. Im Mittelpunkt stehen der Kalte Krieg, die Einflussnahme der UDSSR auf die Ostblockländer. In den USA dreht sich alles um die Bürgerrechtsbewegung. Zusammen mit den jeweiligen Protagonisten befinden wir uns in den Vorzimmern der Macht: im Oval Office, im Kreml, oder sogar mit Kennedy im Bett. Mit Journalistinnen bei den Demonstrationen der Solidarnosz in Polen oder an der Mauer in Ostberlin. Obwohl wir wissen, dass es in Kuba nicht zum Abschuss von Atomraketen kam, zittern wir mit, ob einer der beiden mächtigsten Männer der Welt nicht dennoch die falsche Befehle zur falschen Zeit gibt.
Was das Buch für mich so spannend macht, ist, dass ich Teile der Geschichte selbst mitbekommen habe, und dass sie immer noch so aktuell ist.
Wenn man sich mit Geschichte auf unterhaltsame Art auseinandersetzen möchte, ist Ken Follett wirklich empfehlenswert. Seine Recherchearbeit wird von Historiker_innen immer hoch gelobt!
Aber fangt von Anfang an. Es zahlt sich aus alle 3.000 Seiten zu lesen! Ein perfektes Projekt für den Winter ***
Im Original heißt der Roman Edge of Eternity. Er wurde übersetzt von Dietmar Schmidt und Rainer Schumacher. Es gibt sogar eine eigene interaktive Website zum Buch, wo man seine Erinnerungen an diese Zeit teilen kann.
Muss ja was dran sein, wenn Lori Nelson Spielmann in wirklich jedem Frauenmagazin als Must-Urlaubslektüre angepriesen wird. Außerdem ist das englische Buchcover wirklich nett.
Leider gerät die – an sich vielversprechende Grundidee (Mutter hinterlässt Tochter das millionenschwere Erbe nur dann, wenn diese 20 Dinge tut, die sie als Teenager auf eine „life list“ geschrieben hat) – relativ rasch zur Mega-Schnulze. Erschwerend kommt der amerikanische Drang hinzu, gleich alles und jeden mit verbaler Liebe zu überschütten. Add some Pathos und schon hast du The Life List.
Ein Buch wie eine Malakofftorte mit Schlagobers! Manchmal gelüstet einen danach, aber schon nach dem ersten Bissen bereut man´s.
In der Übersetzung von Andrea Fischer unter dem Titel Morgen kommt ein neuer Himmel im Fischer Krüger Verlag erschienen.
Erster Satz
Voices from the dining room echoed up the walnut staircase, indistinct, buzzing, intrusive.
/“I have tried so hard to do right.“ Last words of President Grover Cleveland/
Nach The fault in our stars musste unbedingt ein weiterer John Green her. Dass es sich bei Looking for Alaska um ein Jugendbuch handelt, wurde mir erst im Laufe der Lektüre klar. Aber da war ich schon mittendrin, und die Jugend ist – zumindest gefühlt – noch gar nicht so lange her 😉
Das Dranbleiben hat sich gelohnt. (Anti-)Held Miles Halter ist witzig, kaum obszön, herrlich naiv und wunderbar selbstironisch. Sein scheinbar einziges Talent ist es, sich letzte Worte großer Persönlichkeiten merken zu können. Er hat keine Freunde, ist ein überbehütetes Muttersöhnchen. Jetzt soll er aufs College, weit weg von zuhause.
Glücklicherweise trifft er im College auf einen Zimmergenossen mit mehr Lebenserfahrung. Es bildet sich eine Clique der Underdogs, deren Anführerin Alaska Young alle in ihren Bann schlägt.
The gorgeous, clever, funny, sexy, self-destructive, screwed-up, and utterly fascinating Alaska Young, who is an event unto herself. She pulls Pudge (i.e. Miles, Anm.) into her world, launches him into the Great Perhaps, and steals his heart. (Klappentext)
Alaska lehrt Pudge („Babyspeck“) – wie sie ihn „liebevoll“ nennt – die wirklich wichtigen Dinge im Leben wie Rauchen und Saufen. Und sie verkuppelt ihn mit der ebenso unerfahrenen Sara (die Szene mit deren ersten Oralverkehr ist really, really funny!).
Doch insgeheim kommt Miles nicht von Alaska los.
From a houndred miles an hour to asleep in a nanosecond. I wanted so badly to lie down next to her on the couch, to wrap my arms around her and sleep. Not fuck, like in those movies. Just sleep together, in the most innocent sense of the phrase. But I lacked the courage and she had a boyfriend and I was gawky and she was gorgeous and I was hopelessly boring and she was endlessly fascinating. So I walked back to my room and collapsed on the bottom bunk, thinking that if people were rain, I was a drizzle and she was a hurricane.
Nach dem einschneidenden Ereignis, das das Buch in 2 Hälften teilt, ist nichts mehr wie es einmal war. Nun beschäftigt die Jugendlichen die Suche nach dem Great Perhaps, dem Warum und Wieso und dem „Was-kommt-danach“. Und wie im wahren Leben, sind manche bei ihrer Suche erfolgreicher als andere.
Leichtfüßig, witzig, intelligent, mehrfach ausgezeichnet (Winner of the Michael L. Printz Award, Los Angeles Times Book Prize Finalist), gilt wie schon für The fault in our Stars auch für Looking for Alaska eine uneingeschränkte Lesempfehlung. Auch für Erwachsene.
Auf Deutsch unter dem Titel Eine wie Alaska in der Übersetzung von Sophie Zeitz bei Hanser erschienen. Im Sommer dieses Jahres wurde zudem bekannt, dass Looking for Alaska verfilmt werden soll.
Erster Satz
The week before I left my family and Florida and the rest of my minor life to go to boarding school in Alabama, my mother insisted on throwing me a going-away party.
Selten kommt es vor, dass ich bereits bei Seite 70 (von 510) aufgebe. Der schöne Einband und die Lobeshymnen am Buchrücken hatten mich verführt. Dabei hätte ich nur den Klappendeckel lesen müssen: „(…) Dunn hat 17 Jahre an Binewskis gearbeitet.“ Das wäre mir sofort suspekt gewesen. Und gleich die ersten paar Seiten machten klar: Das wird nicht mein neues Lieblingsbuch. Zu verdreht die Geschichte, zu künstlich der Stil (Kein Wunder nach 17 Jahren Herumgefitzel!) Eine literarische Freakshow quasi. Doch wenn ich Phantastisches lesen will, greife ich zu Fantasy!
Ich nehme an, wer auf die phantastischen Panoptiken eines T.C.Boyle steht, wird seine Freude an Katherine Dunnes Binewskis haben. Mir bleibt ein schönes Buch im Regal.
Erster Satz:
„Als eure Mama noch ein Geek war, meine Traumkindchen“, sagte Papa immer, „machte sie das Abknabbern der Köpfe zu einem so glitzernden Geheimnis, dass die Hennen selbst sich nach ihr verzehrten, sie umtanzten, hypnotisiert vor Verlangen.
in aufsteigender Reihenfolge: Der Fakir der in einem IKEA-Schrank feststeckte ist zwar recht nett, aber ich steh nicht so auf zwanghaft Lustiges. Der Plot ist aber sehr originell und das Buch schnell zu lesen. Bestens geeignet als Strandlektüre bei großer Hitze.
Lichtschacht, ein Krimi von Anne Goldmann, hat mich positiv überrascht. Ich steh ja nicht so besonders auf Krimis, aber dieser hier hat eine ganz eigene Spannung. Zudem kommt er nahezu ohne Grauslichkeiten aus. Und fesselt wirklich bis zum Schluss.
The Fault in our Stars ist der absolute Top-Favorit! Ein großartiges Buch! Mein belletristisches Highlight des Jahres. Aber nicht unbedingt eine leichte Lektüre. Immerhin geht´s um todkranke Jugendliche, die sich in einer Selbshilfegruppe kennenlernen. Aber soviel feiner Humor (im Gegensatz zum Ikea-Fakir), Sprachwitz, intelligente Reflexionen. Ein Weeper auf sehr hohem Niveau und ein echter Genuss! Hätte ich eine Bestenliste, The Fault in our Stars käme drauf!
ACHTUNG: Der Film zum Buch läuft gerade im Kino unter dem deutschen Buchtitel „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“. Ich hab den Film noch nicht gesehen, aber UNBEDINGT VORHER das Buch lesen!
In order of appearance
Erster Satz:
Le premier mot que prononca l´Indien Ajatashatru Lavash Patel en arrivant en France fut un mot suédois.
Erster Satz:
Sie saßen nebeneinander auf dem Dach, keine 60 Meter Meter von ihr entfernt.
Erster Satz:
Late in the winter of my seventeeth year, my mother decided I was depressed, presumably because I rarely left the house, spent quite a lot time in bed, read the same book over and over, ate infrequently, and devoted quite a bit of my abundant free time to thinking about death.
Laurent Gounelle war ursprünglich Wirtschaftsprüfer. Dass er von zahlenfixierten Sesselpupsern nicht viel hält, merkt frau recht früh in Les dieux voyagent toujours incognito. Der Held – bzw. zunächst noch Antiheld -Alan steht am Eiffelturm und will springen. Ein mysteriöser Fremder hält ihn davon ab und verspricht ihm ein erfülltes Leben. Er müsse sich nur bestimmten Aufgaben stellen. Da Alan ohnehin nichts mehr zu verlieren hat, willigt er ein und begibt sich auf eine Entwicklungsreise, bei der er viele Dinge tun muss, die ihm überhaupt nicht liegen. Manchmal ist das ganz lustig. (Meistens eher nicht.)
Laurent Gounelles Buch lässt mich zwiegespalten zurück. Das Cover sieht aus wie ein Schulbuch für Volkschüler_innen – genauso fühlte ich mich beim Lesen manchmal: geschulmeistert, für ziemlich dämlich bzw. ungebildet befunden. Dennoch habe ich weitergelesen, ein gewisser Spannungsfaktor war da. Vor allem wollte ich hinter Interesse des geheimnisvollen Wohltäters kommen…
Wer an mangelndem Selbstbewusstsein, Unfähigkeit zur Kritik leidet und stets die Bestätigung durch andere sucht, sich aber keine Psychotherapie leisten kann/will, der investiere in dieses Büchlein. Es wird ihm guttun. Mir persönlich kam die Botschaft zu platt rüber. Ich werde nicht gerne für einfältig gehalten. Und der Humor kam auch zu kurz. Allerdings hat sich das Buch in Frankreich großartig verkauft wie auch die anderen Romane von Laurent Gounelle…
Auf Deutsch heißt das Buch Gott reist immer icognito und ist im Goldmann Verlag erschienen.
Ich bin ja bekennender Fan der Glattauer-Brüder. Angefangen mit Daniels Theo und der Rest der Welt über Gut gegen Nordwind inkl. Fortsetzung Alle sieben Wellen bis hin zu Niki Glattauers (wahnsinnig lustig!) Leider hat Lukas.
Die Wunderübung ist ein kleines Kammerspiel. Eine Komödie in einem Akt: Joana und Valentins Ehe scheint am Ende. Dennoch besuchen gemeinsam eine Paartherapie. Schon nach wenigen Seite fragt frau sich allerdings warum.
Der Therapeut bemüht, sich redlich, doch die beiden scheinen willentlich resistent. Sie tauschen Gemeinheiten aus tiefster Schublade aus, pecken aufeinander ein wie wild gewordene Hühner, Fremdschämen bleibt nicht aus.
Doch letztlich verläuft die therapeutische Intervention ganz anders als erwartet. Ob Joana und Valentin zusammenbleiben oder nicht, wird hier natürlich nicht verraten.
110 schmale Seiten, perfekt für einen Nachmittag unterm Sonnenschirm.
Nicholas Sparks ist lesetechnisch ja quasi eine Bank. Immer empfehlenswert. Da kann man nix falsch machen. Mal mehr Tränen, mal mehr Mystery.
In dem bereits aus 2003 stammenden Buch The Guardian hat Sparks die obligate Romanze in einen Thriller eingebettet. Und er kombiniert die Genres perfekt. Wer dazu noch auf Hunde (Dogge Singer spielt eine Hauptrolle) steht, kommt voll auf seine Rechnung.
Perfekte Urlausblektüre mit hohem Suchtpotenzial.
Auf Deutsch heißt das Buch Du bist nie allein und ist im Heyne Verlag in der Übersetzung von Ulrike Thiesmeyer erschienen.
Erster Satz
Exactly forty days after she´d last held the hand of her husband, Julie Berenson sat looking through her window toward the quiet streets of Swansboro.