René Freund – Mein Vater, der Deserteur

René Freund – Mein Vater, der Deserteur

René Freund ist Jahrgang 1967. Also nur 2 Jahre älter als ich. Doch sein Vater war viel älter als meiner. Das war sein Pech: 1944 wurde er mit 18 Jahren von der Wehrmacht eingezogen und nach Paris an die Front geschickt. Er desertiert, wird von den Kämpfern der Résistance festgenommen und kommt in amerikanische Kriegsgefangenschaft.

Sein Sohn fährt 70 Jahre später mit seiner Frau und seinen Kindern nach Frankreich. In die Normandie, nach Paris. Er begibt sich an die Schauplätze des Krieges, an dem sich sein früh verstorbener Vater nicht beteiligen wollte. Und der ihn und seine Familie doch so massiv betroffen hat. Dabei setzt sich René Freund mit dem Kriegstagebuch seines Vaters auseinander. Kommentierend, hinterfragend. Unter Bezugnahme auf sein eigenes Leben, auf aktuelle Fragestellungen.

„Ich hätte meinem Vater gerne so viele Fragen gestellt, Aber wer weiß, ob ich mich getraut hätte.“

schreibt Freund. Diese Frage hab ich, deren Vater 1944 geboren wurde, mir erspart. Mein Großvater ist gestorben als ich 4 war. Meiner Oma hab ich sie nie gestellt. Der Krieg war bei uns – wie in den meisten Familien – nie Thema. Vielleicht ist es tatsächlich so, dass erst unsere Generation  genug Abstand hat, die persönlichen Geschichten hinter den historischen Gegebenheiten zu hinterfragen. Nicht mehr als kollektive Traumabewältigung, sondern als persönlicher Reflexionsprozess.

Mit dem Buch René Freunds könnte mensch einen Anfang machen.

René Freund Mein Vater der Deserteur
René Freund
Mein Vater, der Deserteur
Deuticke
9783552062566
208 Seiten

 

Erster Satz:

Vater, dich stell ich in die Mitte.

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